Donnerstag, 6. November 2025

Eine Neuerfindung der Wissenschaftslehre.

          zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik; zu Marxiana

So kann man das sagen: die Kritik der Politischen Ökonomie ist eine selbständige Neu-Erfindung der Wissenschaftslehre; ausgehend von einer reellen Wissenschaft, der reellen Wissenschaft: nämlich der Grundlage, materialen Basis der Kultur- Geschichte schlechter-dings... - zurückgeführt auf deren praktischen Grund; wobei daber eben ernstgemacht ist mit "dem Praktischen" als reellem wie logischen Grund: indem das gesellschaftliche Leben - und nicht, wie noch bei Fichte, lediglich "das" Leben" - als das Praktische schlechthin, als das, was aus Freiheit möglich war, aufgefasst wird.

Und aus diesem Gesichtspunkt heraus gelingt es Marx auch, die Fichtesche Darstellung zu übertreffen ("vollenden"), indem er "die Vernunft" bzw. "das schlechthin setzende Vermö-gen" in seiner Entstehung darstellen kann, der "Tathandlung" ein empirisches Substrat, einen realen Prozess zugrundelegen kann; zeigt nicht nur, dass, sondern auch, wie aus der "Unvernunft" "Vernunft" hervorgehen kann, d. h. gegangen ist, ohne auf Platos Ideen-olymp oder eben auf Fichtes "Normalvolk" zurückgreifen zu müssen. Den realen Grund vom Sinn: den reellen Prozess, "Begebenheit", wie empirisch Sinn in die Geschichte ge-kommen ist!

Denn wenn zwar auch bei Fichte "das Praktische" zugleich realer und logischer Grund der Phänomenalität ist, so ist doch Fichtes "Praktisches" in der Tat nur ideal Praktisches; d. h. nur als ideales Setzen (Wirken) kann er es fassen. Wenn es also zwar als "das Absolute" der Einheits grund des "Seienden", nämlich des "Wirksamen" ist, so trägt es doch seinen Zwie-spalt schon auf die Stirn geschrieben.

Es muss "das Praktische" wirklich als die indifferente Einheit von reeller und ideeller Pro-duktion=Setzung aufgefasst und dargestellt werden. Insofern wäre es terminologisch durchaus treffend, das Praktische, den Grund der Geschichte, das sich selbsterzeugende Bedürfnis, als gesellschaftliche Praxis zu umschreiben; wenn der Ausdruck nicht durch mystifizierenden Missbrauch versumpft und verseichtet wäre: alles und zugleich nichts bedeutete...

Freilich auch bei Fichte kommt der "Verkehr", die gesellschaftliche Praxis, als reeller Grund der Vernunft vor; aber nicht in der Wissenschaftslehre selbst, sondern "erst" - sozusagen retroaktiv - in der Praktischen Philosophie selbst: Naturrecht von 1797: als wechselseitige "Aufforderung"...!
17. 6. 87


Nachtrag I.
- Von der Wissenschaftslehre kannte ich zu diesem Zeitpunkt nur die Grund-lage und die Ausarbeitungen nach 1800 in den Sämmtlichen Werken. Weder kannte ich die WL nova methodo, noch war mir damals Fichtes dogmatische Wendung schon bewusst; be-wusst, dass man die späteren Darstelllungen nicht mehr als Transzendentalphilosophie ver-stehen kann.
27. 11. 16
 
 
Nachtrag II. - Ich hatte von Marx aus zu Fichte gefunden. Die damals im Westen gängige Interpretation des Marx'schen Werks durch die Logik Hegels war mir stets suspekt gewesen, und die Darstellung der pp. Dialektik als "Selbstbewegung des Begriffs" war nicht zu retten, bloß indem man sie 'vom Kopf auf die Füße' stellte. Es musste - musste! - sich bei irgend-wem eine Denkweise finden, bei der die Sache prosaisch und rationell vorgefasst war, bevor Hegel sie durch den Galimathias des Absoluten Wissens mystifizieren konnte. 
 
Vom pp. Deutschen Idealismus "von Kant zu Hegel" war mir gottlob noch nicht viel be-kannt, sonst wäre ich früher auf Fichte gestoßen - vermutlich aber als einem Vertreter des sog. Subjektiven Idealismus, wie es in Kompendien und Nachschlagwerken heißt. Und als ich als erste Fichtelektüre auf den Begriff der Wissenschaftslehre stieß, habe ich die kanti-sche Schreib- und Denkweise nicht verstanden - nach etlichen Semestern Philosophie an der Freien Universität
 
Ich habe dann schließlich doch die Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre auf mich geladen und fand mich wieder in einer andern Welt, aber ahnte mehr als ich wusste, auf der richtigen Spur zu sein, und verstand immerhin, dass ich ohne die Kritik der reinen Vernunft nicht vorankommen würde.  
 
Es ging mir nach wie vor darum, durch Fichte Marx zu verstehen, doch daraus ergab sich die Notwendigkeit, Fichte durch Marx zu verstehen. Ein erstes Résümé war ein Exposé für eine Diss. Phil., die nie geschrieben wurde.
 
Obiger Text war ein Exposé des Exposés zwecks späterer Ausarbeitung, die ich leider auf meine seitherigen Blogs beschränken musste und zum Glück konnte. Seither arbeite ich mich so minutiös, wie es mir möglich ist, ins Verständnis der Wissenschaftslehre sowohl als auch der Kritik der politischen Ökonomie ein.
 
Das ist noch der heutige Stand.
JE 

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