zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Wird die reale Tätigkeit des Ich beschränkt,* so entsteht notwendig, da die ideale Tätigkeit immer bleibt, eine /
Anschauung, vor der Hand nur die des Beschränkenden. Dieses ist so-nach
ein ganz bestimmter Zustand des Ich. Von ihm aus kann eine genetische
Einsicht in das jetzt Gesagte gegeben werden.
An diesem Zustand soll
eine Veränderung erfolgen, wie und woher wissen wir nicht, wir haben sie
wirklich postuliert. Das Ich wird durch diese Veränderung in seiner
Beschränkung beschränkt. Im ersten Zustand (voriger Paragraph) ist
das Ich und ist es irgend etwas, es ist fixiert, gehalten; ein
bestimmtes Streben in ihm, weil es beschränkt ist. Oder Tätigkeit ist in
ihm negiert, welches der Charakter des Seins ist.
Ein Sein ist nur für die ideale Tätigkeit. Nun geht auf alles Sein des Ich noch nicht die ideale Tätigkeit, insofern kann also das Sein und die ideale Tätigkeit nicht beschränkt sein, aber die ideale Tätigkeit geht in der Anschauung Y auf das Sein von Y; wird nun, wie es dem Erwie-senen nach geschehen muss, das Sein des Ich beschränkt, so würde das Sein im Anschauen des Y beschränkt, verändert.
Ein bestimmtes Quantum jener Beschränktheit gibt ein bestimmtes Quantum Anschauung. Wird der Grund be/schränkt, so wird es auch das Begründete (Ich bin in der Anschauuung beschränkt heißt: Ich bin in der Vorstellung Y gebunden, das Mannigfaltige darin so zu ord-nen und nicht anders; jede Beschränktheit erregt ein Gefühl, sonach auch die Beschränkt-heit der idealen Tätigkeit in der Anschauung Y.)
___________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 93ff.
Der Zweck der Spitzfindigkeit ist aber immer noch, unsere Annahme der Realität der Dinge außer uns als denknotwendig zu demonstrieren: "Ein bestimmtes Quantum jener Beschränkt-heit gibt ein bestimmtes Quantum Anschauung." Ob ihm das an dieser Stelle gelungen ist, ist diskutabel. Wer aber seine folgenden Ausführungen verfolgen will, muss vorläufig an-nehmen, dass.
PS. Ich glaube - mehr traue ich mich einstweilen nicht zu sagen -, dass die Annahme der Wirklichkeit der Welt nicht - positiv - denknotwendig ist, sondern dass - negativ - unter umgekehrter Annahme alles wirkliche Denken schlicht unmöglich wäre. Denn ohne Wirk-lichkeit der Welt gäbe es für ein Ich nicht einmal in der Vorstellung Platz.
JE, 27. 10. 18
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen