Die Reflexion ist lediglich ein synthetisches
Vermögen.
Dies ist ein wichtiger
Satz für das Ganze. Alles empirische Wollen, Denken etc. beruht auf
dieser Synthesis des reinen Wollens und der ursprünglichen
Beschränktheit. Beides ist dem empirischen Bewusstsein gegeben, vor
allem Bewusstsein da; aber die Synthesis ist nicht ursprünglich, sondern
hängt von der Reflexion ab.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 163
Nota. - Die
Reflexion bringt nichts Neues hervor, sie ist lediglich synthetisch und
fügt zu-sammen, was in irgendeiner Hinsicht ursprünglich zusammen war.
(Produktiv ist die Ein-bildungskraft, sie ist real; was sie hervorbringt,
kann analysiert und wieder zusammenge-fügt werden.)
23. 1. 27
Nota II. - Reflektieren ist die schlechterdings "ideale" Tätigkeit. Ihr Gegensatz ist schlech-terdings reale Tätigkeit - die der Intelligenz Anschauungen einbildet. Unterschieden werden sie daher erst durch Reflexion. Tätigkeit selbst ist Eine. Sie ist das in Raum und Zeit bestim-mte 'reine Wollen', und dieses ist das der Vernunft zu Grunde liegende eine Absolute, in dem alle folgenden Bestimmungen des Wollens ihren Anfang haben.
Das Reine Wollen wird aufgefasst als die an sich unbegrenzte und noch unbestimmte δύν-αμις, aus der Alles folgt... Je nachdem, worauf sie sich verwendet, kann der Betrachter er-blicken, was sie vermag und darin unterscheidbare 'Vermögen' erblicken, doch sie selber unterscheidet sich lediglich durch ihr Wirken und sonst nichts. Es ist jeweils nur ein Quan-tum von ihr, das sich an diesem oder jenem vergegenständlicht, und nur in diesem Mo-ment.
Indes - um sich zu diesem zu bestimmen, muss sie von jenem und allem andern absehen: muss ihr Wirken einschränken. Nur soweit sie sich also von sich selbst unterscheidet, wird vorstellbar, dass sie sich 'gegen sich selbst' wendet und zu ihrem eignen Objekt macht. Das allerdings tut sie ohne Unterlass, und wegen ihrer Fortdauer in der Zeit geht es an, sie quasi generisch als 'reale' und 'ideale' Tätigkeit gegeneinander abzugrenzen. Solange sie noch set-zend und hervorbringend tätig ist, tut sie wirk lich etwas und wird mit Grund Einbildungs-kraft genannt. Indem sie aber ihr Tun zugleich anschaut, was sie nicht vermeiden kann, be-ginnt sie, das Getane zu erwägen, und wird Urteils kraft genannt. Ihr Unterschied ist nicht ergonomisch, sondern pragmatisch. Nicht ihre Bestimmung 'schlägt um', sondern sie be-stimmt sich anders.
JE
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