
Wo gehe ich an und wo
mein Machen? Ich finde mich nur als das Bestimmte. Dieses setzt ein
Bestimmbares voraus, das uns die Einbildungskraft liefert. Mein Machen
setzt immer diese und ihr Produkt vorheraus [sic],
und daher kommts, dass uns immer etwas als gegeben erscheint, daher die
Objektivität der Welt. So erscheint uns die Einbildungskraft notwendig
als ein Gegebenes. Das Objekt der Einbildngskraft scheint uns daher
teilbar ins Unendliche.
Diese Teilbarkeit ruht nicht als immanente Eigenschaft in dem Bestimmbaren als an sich [sic], denn dieses ist meine Einbildungskraft selbst, welche bloß zusammenfasst. Es heißt also bloß: Das durch die Einbildungskraft Gelieferte wird hinterher geteilt durch die Ur-teilskraft; wenigstens wird sie [= die Teilung] gesetzt als vorzunehmend. Eigentlich ist also eine Wechselwirkung zwischen Einbildungskraft und Urteilskraft; beide sind nur durch einander zu beschreiben.
Man könnte daher sagen: Die Einbildungskraft ist das Vermögen absoluter Ganzen [sic], die Urteilskraft ist das Vermögen des Einfachen, beides steht in Wechselwirkung. Kein Einfa-ches ohne Ganzes, kein Ganzes ohne unendliches Einfache [sic]. Man erinnere sich an den alten Sorites. Wenn man sagte: Die Einbildungskraft fasst zusammen ein unendlich Teilba-res, so heißt das: teilbar für die Urteilskraft. Es heißt also: Für den gesamten Geist ist das-selbe ein Ganzes; eins, was für denselben Geist auch bloße Sammlung des Teilbaren ins Unendliche ist.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 203
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 203
Nota. - Das Vermögen eines Menschen ist Eins: Alles, was er vermag. Was er vermag, ist Manches. Will ich das Vermögen bestimmen, muss ich bei Mannigfaltigem beginnen: Er vermag dies, er vermag jenes, er vermag ein Drittes. Nicht die Fertigkeiten sind gegeben, sondern deren Gegenstände: An denen realisiert es sich. Der Mensch kann einbilden und der Mensch kann urteilen, je nach der Absicht, die er fasst.
JE
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