Freitag, 15. August 2025

Einbildungskraft und Urteilskraft sind Wechselbegriffe.

                               zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Wo gehe ich an und wo mein Machen? Ich finde mich nur als das Bestimmte. Dieses setzt ein Bestimmbares voraus, das uns die Einbildungskraft liefert. Mein Machen setzt immer diese und ihr Produkt vorheraus [sic], und daher kommts, dass uns immer etwas als gegeben erscheint, daher die Objektivität der Welt. So erscheint uns die Einbildungskraft notwendig als ein Gegebenes. Das Objekt der Einbildngskraft scheint uns daher teilbar ins Unendliche.
 
Diese Teilbarkeit ruht nicht als immanente Eigenschaft in dem Bestimmbaren als an sich
[sic], denn dieses ist meine Einbildungskraft selbst, welche bloß zusammenfasst. Es heißt also bloß: Das durch die Einbildungskraft Gelieferte wird hinterher geteilt durch die Ur-teilskraft; wenigstens wird sie [= die Teilung] gesetzt als vorzunehmend. Eigentlich ist also eine Wechselwirkung zwischen Einbildungskraft und Urteilskraft; beide sind nur durch einander zu beschreiben.

Man könnte daher sagen: Die Einbildungskraft ist das Vermögen absoluter Ganzen
[sic], die Urteilskraft ist das Vermögen des Einfachen, beides steht in Wechselwirkung. Kein Einfa-ches ohne Ganzes, kein Ganzes ohne unendliches Einfache [sic]. Man erinnere sich an den alten Sorites. Wenn man sagte: Die Einbildungskraft fasst zusammen ein unendlich Teilba-res, so heißt das: teilbar für die Urteilskraft. Es heißt also: Für den gesamten Geist ist das-selbe ein Ganzes; eins, was für denselben Geist auch bloße Sammlung des Teilbaren ins Unendliche ist. 
________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 203
 
 
Nota. - Das Vermögen eines Menschen ist Eins: Alles, was er vermag. Was er vermag, ist Manches. Will ich das Vermögen bestimmen, muss ich bei Mannigfaltigem beginnen: Er vermag dies, er vermag jenes, er vermag ein Drittes. Nicht die Fertigkeiten sind gegeben, sondern deren Gegenstände: An denen realisiert es sich. Der Mensch kann einbilden und der Mensch kann urteilen, je nach der Absicht, die er fasst
JE  
 
 

Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Apagogische Dialektik.

                                                                                zu Marxiana Kapital kann also nicht aus der Zirkulation...