
Als Kind habe ich jedes Wort, das ich neu kennenlernte, so rasch wie möglich selbst anzu-bringen gesucht. Heute ist mir so ein Glück widerfahren: Nichtkommutativ ist das Vorstel-len im Unterscheid zu logischem Konstruieren - denn es geschieht wirklich, nämlich in der Zeit, und die läuft vorwärts; im Unterschied zur Begriffskonstruktion, die zeitlos gilt: vor- und rückwärts.
Alles Räumliche lässt sich dagegen kommutativ ermessen. In eine Geometrie, die nichtkom-mutativ sein soll, hat man die Zeit klammheimlich schon eingeschmuggelt - nicht begrifflich durch Definition, sondern durch die unmerklich sich unterschiebende Vorstellung. Denn dort herrscht Richtung.
Nun ist die Unterscheidung von Vortsellen und Begreifen selber eine begriffliche; logische. Im wirklichen Denken findet sie gar nicht statt.
Der westliche Denker kommt auf eine Welt, die weitgehend selbst schon begrifflich verfasst wurde. Deren Bestimmungen sind seinem individuellen Denken vorausgesetzt, zumal dem eines Forschers der exakten Naturwissenschaft - es ist unvermeidlich ausgerichtet.
Und die Umkehrung gilt ebenso. Ein reines Begreifen kommt in der Wirklichkeit so wenig vor wie ein bloßes Vorstellen. Die Einführung einer nichtkommutativen Ge-ometrie ist ein krasses Beispiel. Wirkliches Denken ist projektiv und suchend: gerichtet. Auf dem Weg kommen ihm alle möglichen Einfälle, die er nicht nach ihrer Herkunft befragt, sondern erst nur danach, ob sie beim Suchen hilfreich sind. So kritisch er sein mag - unbegriffene Vor-stellungen mischen sich gottlob immer wieder ein, und er kann sie allenfalls hernach identi-fizieren im Labor seiner Refle-xion.
Die Reflexion ist ein Glasperlenspiel von Prämissen. Nehme ich dies an, müsste ich jenes folgern; das aber widerspräche den Prämissen meines Nachbarn, der mich doch zugleich mit seinen Messungen in meinen Prämissen bestärkt; und wenn der Theorie irgendwo ein Verbindungsstück fehlt, schiebt man arglos eine Zusatzprämisse nach und bedient sich dabei am anschaulichen Wortschatz der Umgangssprache.
Das ist nicht zu beanstanden, wie will man anders vorwärtskommen? Aber es entspricht nicht dem öffentlichen Vertrauen in die Naturwissenschaft als einer exakten. Es ist eine Gewebe von Hypothesen, die einander stützen oder unterlaufen. Sie alle lassen sich nicht selber erweisen, auch im sophistizierten Labor nicht; und mancher Laborversuch macht Pämissen denkbar - oder vorstellbar? -, an die noch gar keiner gedacht hat.
Ich
bin nicht vom Fach, von sachlichen Einwürfen halte ich mich füglich
fern. Ich kann nur von außen ein Getümmel wahrnehmen, das der
Wissenschaft zur Ehre gereicht, den gesun-den Menschenverstand aber auf eine arge Probe stellt. Der ist zwar deren Prämisse nicht; aber am Ende doch der, der die Noten verteilt.
Kommentar zu Eine quantenmechanische Struktur des Kosmos, JE, 3. 6. 2025
Nachtrag. - Das ist ist kein Ergebnis, das ist mir klar. Aber es ist eine Wegmarke beim Ver-stehen. Es ist auch keine bloße Verfahrenssache; nicht rein formal, denn unter der Methode scheint die Sache durch: Was ist unter Wissen zu verstehen, oder: Was ist wirklich?
JE
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