grabbeau aus Marxiana
Es wird nicht zu viel Reichthum producirt. Aber es wird periodisch zu
viel Reichtum in seinen kapitalistischen, gegensätzlichen Formen producirt. /
Die Schranke der kapitalistischen Produktionsweise tritt hervor:
1) Darin, daß die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit im
Fall der Profitrate ein Ge-setz erzeugt, das ihrer eignen Entwicklung auf
einen gewissen Punkt feindlichst gegenüber-tritt, und daher beständig
durch Krisen überwunden werden muß.
2) Darin, daß die Aneignung unbezahlter Arbeit, und das Verhältniß
dieser unbezahlten Ar-beit zur vergegenständlichten Arbeit überhaupt,
oder, kapitalistisch ausgedrückt, daß der Profit, und das Verhältniß
dieses Profits zum angewandten Kapital, also eine gewisse Höhe der
Profitrate über Ausdehnung oder Beschränkung der Produktion entscheidet,
statt des Verhältnisses der Produktion zu den gesellschaftlichen
Bedürfnissen, zu den Bedürfnissen gesellschaftlich entwickelter
Menschen. Es
treten daher Schranken für sie ein schon auf einem Ausdehnungsgrad der
Produktion, der umgekehrt unter der andren Voraussetzung weitaus
ungenügend erschiene. Sie kommt zum Stillstand, nicht wo die
Befriedigung
der Bedürfnisse, sondern wo die Produktion und Realisirung von Profit
diesen Stillstand gebie-tet. ...
Die Profitrate, d. h. der verhältnißmäßige Kapitalzuwachs ist vor allem
wichtig für alle neu-en, sich selbständig gruppirenden Kapitalableger.
Und sobald die Kapitalbildung ausschließ-lich in die Hände einiger
wenigen, fertigen Großkapitale fiele, für die die Masse des Profits die
Rate
aufwiegt, wäre überhaupt das belebende Feuer der Produktion erloschen.
Sie würde einschlummern. Die Profitrate ist die treibende Macht in der
kapitalistischen Produktion, und es wird nur producirt, was und soweit
es mit Profit producirt werden kann. ...
Die Ent-wicklung der Produk/tivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und
Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewußt die materiellen Bedingungen einer höhern Produktionsform.
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K. Marx, Das Kapital III, MEGA II.15; S. 254ff. [MEW 25, S. 268f.]
Nota. - Wenn überhaupt mit irgendeinem Recht gesagt werden kann, dass Marx in der Geschichte ein "Gesetz" entdeckt habe, so wäre es dieses: 'Man kann' die Geschichte so auffassen, als ob sie eine Gesellschaftsform bezweckt hätte, in der der Reichtum ohne Schranken wachsen kann, weil sich die Bedürfnisse ohne Schranke fortentwickeln; und als ob sie
– was das Dialektische daran wäre – zu diesem Behuf zuerst eine
Produktionsweise finden musste, deren Wachstumsdynamik den Rahmen der
Klassengesellschaft sprengt. Zu diesem Zweck wiederum sei die
Klassenspaltung der Gesellschaft zuvor überhaupt erst not-wendig gewesen,
weil anders das Akkumulieren nie begonnen und die Bedürfnisse stagniert
hätten. So könnte man die Geschichte auffassen. Dazu müsste man sie
aber zuvor als ein mit eigenem Willen begabtes und zur Planung
befähigtes Subjekt auffassen. Nur gibt es keinen vernünftig vertretbaren
Grund dafür. Die Geschichte selber ist bête comme un fait, blöd wie eine Tatsache.
JE, 3. 12. 15
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