Dienstag, 12. August 2025

Das wirkliche Bewusstsein ist ein reiner Praktiker.

Bernd Kasper, pixelio.de                                                  zu Philosophierungen

In meinem Bewusstsein (nur davon kann ich wissen) kommen keine Erscheinungen vor, sondern nur das, was sie bedeuten. Eine Bedeutung ist etwas, das mich veranlassen kann, mein Leben so oder anders zu führen: ein praktischer Entscheidungsgrund. Hier ist nicht die Rede vom transzendentalen Subjekt – das führt kein Leben und tut dieses oder das, sondern 'ist tätig' in abstracto -, sondern von wirklichen Menschen. Die Unterscheidung von Sein und Gelten (den jeweiligen Modi von Erscheinung und Bedeutung) fällt nicht erst im kritischen Teil der Philosophie, sondern eröffnet ihn; gehört selber in die Metaphiloso-phie. Der Gedanke von einem Ding, wie es wäre, wenn es ohne Bedeutung wäre, ist ein Er-zeugnis der Reflexion – indem ich nämlich von meiner existenziellen Bestimmtheit, mein Leben führen zu müssen, einstweilen absehe und so tue, als ob ich [von außerhalb in eine fremde Welt hineinschaute.] 

Aus e. Sudelbuch, Anfang 90er
 
 
Nachtrag. Das ist die Stelle, wo das so sehr gebeutelte Wort Bewusstsein hingehört: ins wirkliche Leben, das ich führen muss und nur kann, indem ich Tag für Tag ein Urteil an das andere füge. Das Ich der Transzendentalphilosophie ist lediglich dessen Schema: ein Rah-men, den das wirkliche Ich-selbst allezeit neu ausfüllen muss, indem es seine Wege wählt.

 

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