Willi Baumeister, 1953 zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Wenn
von dem lediglich Intelligiblen geredet wird, ist der Gebrauch dieser
und aller ver-wandten Begriffe, d. h. aller, die von dem Sehen
herkommen und dasselbe weiter be-stimmen, nur logisch, nicht aber reell.
Dies
wird rückerinnert, um dem mir schon oft gemachten Vorwurf endlich ein
Ende zu ma-chen, daß ich mich derselben Wörter bediene, deren Gebrauch
ich bei andern mißbillige. Ich muß mich derselben wohl bedienen, weil
ich anders nicht sprechen könnte. Ich bediene mich derselben aber ganz
anders als die Gegner: und dies ist daraus klar: Wer sich ihrer be-dient,
um zu folgern, die Existenz zu bestimmen und überhaupt eine reelle
Existenz zu be-haupten – aus dem bloßen Satze herauszugehen und
weiterzufolgern -, bedient sich ihrer reell. Wer im bloßen Satze
stehenbleibt, bedient sich ihrer nur logisch.
___________________________________
J. G. Fichte, Rückerinnerungen..., S. 166
Nota. - Was ist, ist, wie es ist. Was aber gilt - oder nicht gilt, aber doch gelten könnte - ist nicht, sondern könnte und müsste werden, was und wie es sein soll - sofern es soll.
Das ist der Unterschied zwischen dem Reellen und dem nur Intelligiblen. Intelligibel ist dar-an, dass es gemeint sein musste, damit es werden konnte: intelligibel für einen, der es so ge-wollt hat - sonst müsste es auch ihm undurchsichtig bleiben. Der Dogmatiker sagt: Es ist, weil es sein sollte. Der Kritiker sagt: Es ist, sofern es einer macht, weil er es wollte. Das eine wäre Offenbarung, das andere wäre Erfahrung. Das eine wäre Glaube, das andere Vernunft.
JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen