Dienstag, 18. März 2025

Das Intelligible ist nicht reell, sondern nur logisch.


Willi Baumeister, 1953                                                          zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Wenn von dem lediglich Intelligiblen geredet wird, ist der Gebrauch dieser und aller ver-wandten Begriffe, d. h. aller, die von dem Sehen herkommen und dasselbe weiter be-stimmen, nur logisch, nicht aber reell.

Dies wird rückerinnert, um dem mir schon oft gemachten Vorwurf endlich ein Ende zu ma-chen, daß ich mich derselben Wörter bediene, deren Gebrauch ich bei andern mißbillige. Ich muß mich derselben wohl bedienen, weil ich anders nicht sprechen könnte. Ich bediene mich derselben aber ganz anders als die Gegner: und dies ist daraus klar: Wer sich ihrer be-dient, um zu folgern, die Existenz zu bestimmen und überhaupt eine reelle Existenz zu be-haupten – aus dem bloßen Satze herauszugehen und weiterzufolgern -, bedient sich ihrer reell. Wer im bloßen Satze stehenbleibt, bedient sich ihrer nur logisch.
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J. G. Fichte, Rückerinnerungen..., S. 166

 

Nota. - Was ist, ist, wie es ist. Was aber gilt - oder nicht gilt, aber doch gelten könnte - ist nicht, sondern könnte und müsste werden, was und wie es sein soll - sofern es soll.

Das ist der Unterschied zwischen dem Reellen und dem nur Intelligiblen. Intelligibel ist dar-an, dass es gemeint sein musste, damit es werden konnte: intelligibel für einen, der es so ge-wollt hat - sonst müsste es auch ihm undurchsichtig bleiben. Der Dogmatiker sagt: Es ist, weil es sein sollte. Der Kritiker sagt: Es ist, sofern es einer macht, weil er es wollte. Das eine wäre Offenbarung, das andere wäre Erfahrung. Das eine wäre Glaube, das andere Vernunft.
JE

 

 

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