Freitag, 28. März 2025

Das Ich ist zuerst unendlich, aber die Welt wird aus endlichen Einzelnen zusammengesetzt.

                                          zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftktitik

Durch dieses reine Denken wird das NichtIch Substanz, aber anders, als es oben das Ich wurde. Da wurde nur die Begrenztheit herbeigeführt, das Materielle war schon, und dies wurde durch das materielle Denken begrenzt, das schon vorhandene Mannigfaltige. Aber hier ist schon die Begrenztheit, und es wird nur das durch sich selbst Bestehende herbeige-führt.

In der Deduktion hebt das Bewusstsein von mir selbst an als dem Bewusstsein eines Un-endlichen, und nur dadurch, dass / ich das Unendliche nicht fassen kann, dadurch, dass sich mit der unendlichen Anschauung die Endlichkeit des empirischen Denkens verknüpft, wer-de ich mir zum Endlichen.

Umgekehrt, das Bewusstsein der Welt geht ja nicht aus von der Unendlichkeit, sondern von der Endlichkeit; meiner werde ich mir ganz bewusst, der Welt aber nicht als einer ganzen Welt, sondern einzelner Objekte. Ich fasse meine Begrenztheit auf, das die Absolutheit in sich Tragende kommt erst durch die Idee hinzu. Der Mensch des gemeinen Bewusstseins wohl findet sich ganz, die Welt aber nicht ganz, der Begriff des Universums wird erst all-mählich zusammengesetzt.
___________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 222f.



Nota I. - Darum kann das empirische Denken nur diskursiv sein, weil es eines an das andere knüpfen muss; was es wiederum nur darum kann, weil es sich selbst als ein unendlich Be-wegtes vorkommt.

20. 8. 15

Nota II. - In der Deduktion, d. h. dem 'zweiten Gang' der Wissenschaftslehre, komme ich zunächst als ein Unendliches vor; nämlich dem Philosophen. Der Mensch des gemeinen Be-wusstseins - also auch der Philosoph, sofern er nicht auf dem Katheder steht - dagegen fin-det sich vor als ein Ganzes, nämlich ein Begrenztes. Das Ich als Substanz, als das die Abso-lutheit in sich Tragende, kommt erst durch die Idee hinein.

Ist es so gemeint, oder bin ich zu banal?
JE,
23. 4. 17.

 

 

Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Was an Tiefe verloren sein mag, wurde an Breite mehr als ausgeglichen.

                        zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik Es ist die Bestimmung unseres Geschlechtes, sich zu ei...