Donnerstag, 11. Juli 2024

Vernunft ist unbegreiflich.

Erich Westendarp, pixelio.de                                                        aus Philosophierungen

Vernunft ist praktisch. Theoretisch ist sie nicht fassbar, denn dazu müsste sie bedingt* sein. Sie ist aber durch Freiheit möglich.

Sie ist aber auch nicht "unbedingt", das lässt nur der Klang der Wörter vermuten. Denn sie ist gar nicht, sondern geschieht. Nämlich als das Wozu eines Akts. Der wiederum ist durch Freiheit möglich, und wo sie wirkt, entsteht ein Fakt. Ein Fakt ist unbegreiflich.
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*) d. h. durch Begriffe bestimmbar, und das heißt: logisch. Aber das Fassen unter Begriffe muss die Vernunft erst selbst besorgen.
30. 4. 16 

Manchmal leistet sich auch ein besonnener Autor eine Caprice. Vernunft ist die gedankliche Abstraktion von Vernünftigkeit, und die ist keine Sache, sondern ein tätiges Verhalten. Ver-nünftig handelt ein Ich, sofern es sich seine Zwecke selber setzt. Dazu muss es die Zwecke in Begriffe fassen. Nicht die Begriffe bilden Vernünftigkeit, sondern Vernünftigkeit fasst Be-griffe. Mehr ist rhetorischer Schnörkel.
26. 7. 18 

Begreifen ist der Modus des diskursiven Denkens. Es heißt, das eine Wissen an das andere knüpfen, genauer: die eine Erkenntnis aus der anderen Erkentnis ab
leiten; die Wahrheit der einen auf die andere über tragen. Doch welche Wahrheit wäre die allererste, aus der wir un-sern Saft ziehen? Finden wir sie, so können wir von ihr aus unsern Gang nehmen. Doch sie selbst könnten wir nicht begreifen: Sonst müssten wir die allererste Wahrheit aus einer... vor-hergehenden ableiten, und die wäre dann die allerallererste. Begreifen könnten wir sie frei-lich nicht, denn... usw.
13. 12. 18 


Es geht auch einfacher. Begreifen heißt, aus vernünftigen Gründen erklären. Vernunft be-greifen hieße, sie aus sich selbst erklären; doch daran lässt sich nichts verstehen.
16. 7. 20
 
Will sagen: Man müsste sie schon als Postulat absichtlich voraus setzen.
 
 

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Bestimmt, unbestimmt, bestimmbar; setzen, abstrahieren.

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