Mittwoch, 24. Juli 2024

Einbildungskraft; zerrissen schwebend.

                                      zu Philosophierungen, oder Das Vernunftsystem.

Dieser Wechsel des Ich in und mit sich selbst, da es sich endlich und unendlich zugleich setzt – ein Wechsel, der gleichsam in einem Widerstreite mit sich selbst besteht, und da-durch sich selbst reproduziert, indem das Ich Unvereinbares vereinigen will, jetzt das Un-endliche in die Form des Endlichen aufzunehmen versucht, jetzt, zurückgetrieben, es wie-der außer derselben setzt, und in dem nämlichen Momente abermals es in die Form der Endlichkeit aufzunehmen versucht – ist das Vermögen der Einbildungskraft.
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J. G. Fichte, Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre, Hamburg 1982, S. 134f.
 

Nota. - Endlich ist alles, was den Sinnen in Raum und Zeit begegnet; unendlich - jedenfalls in Raum und Zeit - ist das Vorgestellte; unendlich, aber doch nur vorgestellt; 'ist' also gar nicht, sondern schwebt mir vor, ist nur bedingt vorhanden und an sich auch nur mir.

Die Einbildungskraft ist der vermögende, doch nie zu einem Ende kommende Wille, zu bestimmen: Endlichkeit und Unendlichkeit zusammenzudenken,

(Bestimmen heißt, einem Seienden eine Bedeutung zuschreiben.) 
12. 11. 19

 

Dass die frühen Romantiker Fichte zu den ihren oder vielmehr sich zu den seinen gezählt haben, war, wie man sieht, kein Missverständnis. Im Widerspruch lebte auch er. Sie haben sich's dann im Lauf des Jahres 1799 anders überlegt. Aber er ja auch.
JE, 4. 1. 21

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Bestimmt, unbestimmt, bestimmbar; setzen, abstrahieren.

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