zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
8. Welches ist nun der
Unterschied beider Objekte, dessen, wodurch die Begrenzung, und dessen,
wodurch das Streben erklärt wird? Gleich sind sie darin, dass beide
Objekte der An-schauung sind; unterschieden sind sie darin, dass ersteres
ein Bestimmtes, dass die ideale Tätigkeit in Verbindung des
Mannigfaltigen darin gebunden ist; das letztere aber ein Bestim-mbares
und die ideale Tätigkeit in Verbindung des Mannigfaltigen völlig frei
ist. Das erste ist nur eine Aufgabe, etwas, und zwar ein anderes, dem
ersten Entgegengesetztes, zu setzen, weil durch das erste das Ich
beschränkt ist. Die Gebundenheit, in wiefern sie der idealen Tätigkeit
zukommt, ist in beiden gleich.
Man denke, dass, wenn
auch unentschieden bleiben muss, ob das Gefühl der Begrenzung ein
einfaches ist, oder ob mehrere vereinigt werden können, doch aus dem
Obigen klar ist, dass jedes Gefühl der Intension [sic] nach teilbar ist, dass
alles, was die Anschauung hinein-legt, gleichsam teilbar ist ins
Unendliche - dass aber im ersten Falle, bei der Anschauung des
Bestimmten, die Teilung nicht möglich ist, weil da die Anschauung auf
ein Gegebenes geht; im zweiten Falle hingegen eine solche Teilung
möglich ist und als solche im Gegensatz der ersten ge-setzt werden muss.
Im zweiten Falle ist eine Aufgabe, etwas bloß zu setzen, denn es ist
kein Inhalt des Gefühls gegeben, es wird ein Gefühl gesucht. Wie dies
gefunden wer-den kann, vide infra.
Diese Anschauung ist leer, sie ist ein freies Schweben über dem Mannigfaltigen, welches das Ich nicht weiter kennt als / durch sein Schweben, es ist die Anschauung von einer Aufgabe, ein Objekt zu setzen.
Der Begriff des Ideals ist eine Idee.
Sie ist ein Begriff von etwas, das gar nicht begriffen werden kann, z.
B. der Begriff von der Unendlichkeit des Raumes. Dies scheint ein
Wider-spruch zu sein, welcher so gelöst wird: Vom Objekte ist kein
Begriff möglich, aber von der Regel, nach welcher er durch ein
Fortschreiten hervorgebracht werden müsste, z. B. der unendliche Raum;
jeder Raum, der aufgefasst wird, ist endlich, wir geben daher nur Acht,
wie wir es machen würden, wenn wir den unendlichen Raum auffassen
wollten. Man denke sich die Regel weg, so bleibt das Suchen übrig, und
das ist das Objekt der Anschauung, von dem hier geredet wird.
_____________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 85f.
Nota. - Der
unendliche Raum wird so konstruiert, dass an den je gegebenen endlichen
Raum jedesmal wieder ein endlicher Raum angefügt wird. Das absolute Objekt des Strebens wird so konstruiert, dass zu jedem gegebenen Objekt
der freien Wahl wieder ein nächstes Objekt der freien Wahl hinzugefügt
wird. Das stete Hinzufügen ist Handlung, und als eine solche ist es anschaulich.
Die Idee des Endzwecks wäre also der Inbegriff aller möglichen
Zweckbegriffe, die indes unendlich viele und als solche nicht bestimmbar
sind. Real ist, was anschaubar ist, die Rea-lität des Absoluten ist die
Suche danach.
JE, 22. 9. 16
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden.
Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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