hubpages aus Marxiana
Du sollst arbeiten im Schweiß
deines Angesichts! war Jehovas Fluch, den er Adam mitgab. Und so als Fluch
nimmt A. Smith die Arbeit. Die „Ruhe“ erscheint als der adaequate Zu-stand,
als identisch mit „Freiheit“ und „Glück“. Daß das Individuum „in seinem
normalen Zustand von Gesundheit, Kraft, Thätigkeit, Geschicklichkeit,
Gewandtheit“ auch das Be-dürfniß einer normalen Portion von Arbeit hat,
und von Aufhebung der Ruhe, scheint A. Smith ganz fern zu liegen.
Allerdings erscheint das Maaß der Arbeit selbst äusserlich gegeben, durch den
zu errei-chenden Zweck und die Hindernisse, die zu seiner Erreichung durch
die Arbeit zu über-winden. Daß aber diese Ueberwindung von Hindernissen
an sich Bethätigung der Freiheit – und daß ferner die äusseren Zwecke den
Schein blos äusserer Naturnothwendigkeit abge-streift erhalten und als
Zwecke, die das Individuum selbst erst sezt, gesezt werden – also als
Selbstverwirklichung, Vergegenständlichung des Subjects, daher reale
Freiheit, deren Action eben die Arbeit ahnt A. Smith ebenso wenig.
Allerdings hat er Recht, daß in den historischen Formen der Arbeit als Sklaven-
Frohnde-, Lohnarbeit die Arbeit stets repulsiv, stets als äussere Zwangsarbeit
erscheint und ihr gegen-über die Nichtarbeit als „Freiheit, und
Glück“. Es
gilt doppelt: von dieser gegensätzlichen Arbeit; und was damit
zusammenhängt der Arbeit, die sich noch nicht die Bedingungen,
subjektive und
objektive, geschaffen hat (oder auch gegen den Hirten- etc Zustand,
der sie
verloren hat), damit die Arbeit travail attractif, Selbstverwirklichung
des
Individuums sei, was keineswegs meint, daß sie bloser Spaß sei, bloses
amusement, wie Fourier es sehr gri-settenmässig naiv auffaßt.
Wirklich freie
Arbeiten z. B. Componiren ist grade zugleich verdammtester Ernst,
inten-sivste Anstrengung. Die Arbeit der materiellen Production kann
diesen Charakter nur er-halten, dadurch daß 1) ihr gesellschaftlicher
Charakter gesezt
ist, 2) daß sie wissenschaft-lichen Charakters, zugleich allgemeine
Arbeit ist,
nicht Anstrengung des Menschen als be-stimmt dressirter Naturkraft,
sondern als Subject, das in dem Productionsprocess nicht in blos
natürlicher,
naturwüchsiger Form, sondern als alle Naturkräfte regelnde Thätigkeit
erscheint.
Uebrigens
denkt A. Smith nur an die Sklaven des Capitals. Z. B.
selbst der halbkünstlerische Arbeiter des Mittelalters ist nicht zu
rangiren
unter seine Definition. Was wir aber hier zu-nächst wollen, ist nicht auf
seine
Ansicht von der Arbeit eingehn, seine philosophische, son-dern das
ökonomische Moment. Die Arbeit blos als Opfer betrachtet und darum
werthset-zend, als Preiß der für die Dinge bezahlt wird und ihnen daher Preiß
giebt, je nachdem sie mehr oder weniger Arbeit kosten, ist rein negative
Bestimmung.
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K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.2 S. 499 [MEW 42, S. 512f.]
Nota I. - Der
Mensch hat "das Bedürfnis nach einer normalen Portion von Arbeit" -
weil er schlechterdings als ein Tätiger vorausgesetzt wird. Aber nicht
Arbeit nach vorgesetzten Zwe-cken, sondern Arbeit nach
'Zwecken, die das Individuum selbst erst sezt'. Arbeit ist daran:
den Widerstand des Stoffs überwinden. 'Bloßer Spaß, bloßes Amüsement'
wird das nie sein. Doch wenn die Zwecke selbstgesetzt waren, wurden sie aus freiem Willen gewählt.
11. 7. 20
Nota II. - 'Freier Wille' heißt dann: dass sie um ihrer selbst willen gewählt wurden und nicht um eines weiteren Zweckes willen.
JE
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