byzant., Elias zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Dieses Ich sieht die Welt und die Dinge auch an, / diese
seine Ansicht wird auch von dem Gesichtspunkte des Idealismus erblickt,
der Idealist sieht, wie dem Individuum die Dinge werden müssen, die
Sache ist also für das Individuum anders als für den Philosophen. Für
das Individuum nun sind die Dinge, Menschen usw. unabhängig von ihm
vorhanden. Der Idealist aber sagt: Dinge außer mir und unabhängig von
mir vorhanden, gibt es nicht.
Beide
sagen also das Gegenteil und widersprechen sich doch nicht, denn der
Idealist zeigt von seinem Gesichtspunkte aus die Notwendigkeit der
Ansicht der Individuen. Wenn der Idealist sagt: außer mir, so heißt
dies: außer der Vernunft; bei dem Individuum heißt es: außer der Person.
Den
Gesichtspunkt des Individuums kann man den gemeinen nennen, oder den
der Er-fahrung. Wird er genetisch angesehen a priori, wenn [hier: wie] man auf ihn
kommt, so findet sich, dass man durch das Handeln auf ihn komme, er
heißt daher der praktische. Alle philo-sophische Spekulation ist nur
möglich, in wie fern abstrahiert wird (im Handeln findet keine
Abstraktion statt), und heißt darum der ideale Gesichtspunkt. Der
praktische Gesichtspunkt steht unter dem idealen.
Wenn der
Philosoph auf dem praktischen Gesichtspunkt steht, so handelt er wie
jedes an-dere Vernunftwesen, und wird nicht durch Zweifel gestört, weil
er weiß, wie er auf diesen Standpunkt kommt. Die Spekulation kann nur
den stören, der erst angefangen hat zu spe-kulieren, aber noch nicht im
Reinen ist; dem kritischen Philosophen kann so etwas nicht einfallen,
weil die Resultate der Erfahrung und der Spekulation immer
zusammentreffen.
Es gehört aber Festigkeit dazu, sich von dem einen Gesichtspunkt auf den andern zu setzen; hierin fehlt oft der
Anfänger, der durch realistische Zweifel in der Spekulation gestört
wird, der wird auch im Handeln durch idealistische gestört.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Zweite Einleitung, S. 24f.
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