Sonntag, 7. April 2024

Das realiter erste ist die Freiheit.

                              zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Kein Mensch kann den ersten Akt seines Bewusstseins aufzeigen, weil jeder Moment ein Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit ist und daher immer wieder einen anderen voraussetzt.

Das eigentlich realiter erste ist die Freiheit, aber im Denken kann es nicht zuerst aufgestellt werden, daher mussten wir erst die Untersuchungen aufstellen, wodurch wir drauf kom-men.
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  J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982,
 
S. 51 

 
Nota. - Was immer historisch-faktisch zuerst kam: Im Denken kommt es darauf an, was sinnhaft als Anfang vorgestellt werden muss, damit das Folgende möglich wurde.
 
Nochmal langsam: Wenn man denn einen Anfang denken will, muss man ihn als un bestimmt denken, denn wäre er bestimmt, müsste ich etwas annehmen, das ihm vorausgegangen ist - und er wäre kein Anfang mehr. Aus dem-selben Grunde kann ich den Anfang aber auch nicht auffinden, denn dann müsste ich... nichts denken, was ihm vorausgegangen ist? Dass ich nichts finde, heißt nicht, dass ich nichts denken kann, aber ich kann eben nur etwas denken, und nicht nichts. Ich kann allenfalls nicht denken, und das tue ich oft genug, aber es kommt dabei nichts raus, denn da geht nichts über.

Das war übrigens der faule Trick, mit dem Hegel 'das Sein' und 'das Nichts' als gleich ursprünglich und ontolo-gisch gleich-gewichtig nebeneinander an den Anfang setzen konnte: Er hatte denjenigen ausgeschieden, der sie vorstellen und denken müsste - denn das war der Zweck seines ganzen Systems.
JE
 

Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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