Die Rede ist wie immer von der Vorstellung. Nicht die Dinge
unterscheiden sich von ein-ander, sondern ein Vorstellender
unterscheidet. Einen Unterschied zwischen Vielen nehme ich als
Mannigfaltigkeit wahr. Den Unterschied zwischen Zweien nehme ich wahr
als Ge-gensatz; zum Gegensatz wird ein Unterschied, indem ich auf ihn reflektiere: ihn mir als sol-chen zu Bewusstsein
bringe. Reflektiere ich auf Eines im Unterschied zu Vielen, setze ich
das Eine zu Allem Andern als einem Totum in einen Gegensatz.
Wenn
das Ich sich selber wahrnehmen soll, muss es sich von sich
unterscheiden. Wenn es darauf reflektiert, setzt es sich sich-selbst
entgegen. Wenn das Ich, das wahrnimmt, auf das Ich blickt, welches es
wahrnehmen soll, findet es dieses als schon da seiend vor. Findet es sich vor als tätig, so nur, indem es sich einen Zustand voraus-setzt, in dem es ruhend war.
Ruhend heißt: außerhalb des Zeitverlaufs; bloß im Raum heißt: als reine Form der Tätigkeit. - Es ist überhaupt nur dieses Vermögen, ein Tun 'als ruhend', als bloße Form aufzufassen und zum Begriff zu bilden, das die Vorstellung von einem An sich - des Phänomens als Noumenon - möglich macht. Im Vorstellen ist das Ich allenthalben tätig. Wo es sich als sich begreift, begreift
es sich als seinem Tätigsein vorausgesetzt. Der Begriff ist das
Gedanken-bild des Phänomens, nicht mehr und nicht weniger, und als
solches steht er außerhalb von Raum und Zeit - und ist ganz
selbstgenügsam "an sich". Der Begriff ist die Falle der Vor-stellung. Im
Begriff erscheint dem Vorstellenden das, was er sich vorstellt, als ihm
voraus-gesetzt. Er ist der metaphysische Pferdefuß, er ist der harte Kern
alles Dogmatismus'.
Er ist allerdings auch das scharfe Messer der Kritik. Er markiert die Unterschiede - s. o. - und verhindert, dass alles unter einen Hut kommt. Er ermöglicht die Frage nach dem Grund und
berechtigt zur Abweisung der Mystifikationen. Er ist das Medium des
dialek-tischen Scheins so wohl, als das Medium seiner Zerstreuung.
JE, 14. 10. 18
Dienstag, 23. April 2024
Der Begriff ist der metaphysische Pferdefuß und das Medium seiner Kritik.
Toma-Volk, Guinea zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
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