Donnerstag, 12. Juni 2025

Quantität ist auch eine Qualität.

                                                                     aus Marxiana

Einerseits schafft die kapitalistische Productionsweise, die sich jetzt als eine Productions-weise sui generis gestaltet, eine veränderte Gestalt der materiellen Production. Andrerseits bildet die-se Veränderung der materiellen Ge- stalt die Basis für die Entwicklung des Capi-talverhältnisses, dessen adaequate Gestalt daher einem bestimmten Entwicklungsgrad der Productivkräfte der Arbeit entspricht. 

Man hat bereits gesehn, daß ein bestimmtes und stets wachsendes Minimum von Capital in der Hand des einzelnen Capitalisten einerseits nothwendige Voraussetzung, andrerseits be-ständiges Resultat der spezifisch capitalistischen Productionsweise. Der Capitalist muß Eigenthümer oder Besitzer von Productionsmitteln auf einer gesellschaftlichen Stufenleiter sein, in einem Werthumfang, der alles Verhältniß zu der möglichen Production des Einzel-nen oder seiner Familie verloren hat. Dieß Minimum des Capitals ist um so grösser in einem Geschäftszweig, je mehr er capitalistisch betrieben wird, je höher die gesellschaftliche Productivität der Arbeit in ihm entwickelt ist. In demselben Umfang muß das Capital an Werthgrösse zunehmen und gesellschaftliche Dimensionen annehmen, also allen individu-ellen Charakter abstreifen. 

Eben die Productivität der Arbeit, Masse der Production, Masse der Bevölkerung, Masse der Surplusbevölkerung, die diese Productionsweise entwickelt, ruft mit frei gesetzten Ca-pital und Arbeit beständig neue Geschäftszweige hervor, in denen das Capital wieder auf kleiner Stufenleiter arbeiten kann und wieder die ver/schiednen Entwicklungen durchlau-fen, bis auch diese neuen Geschäftszweige auf gesellschaftlicher Stufenleiter betrieben wer-den. Dieser Prozeß beständig. Gleichzeitig die capitalistische Production tendirend sich aller ihrer bisher noch nicht bemächtigten Industriezweige, wo nur noch formelle Subsumtion, zu erobern. 
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K. Marx, Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, S. 105f.
  



Nota I. - Wer sich mehr als nur anschauend mit bildender Kunst beschäftigt, wird eines Ta-ges verblüfft bemerken, dass die absolute Größe eines Objekts selbst eine ästhetische Quali-tät an ihm ist. Ähnlich geht es ihm, wo erkennbar wird, dass das schiere Quantum des Wer-tes keine relative Größe und keine formale Bestimmung ist, wie von dem eigenschaftslosen Wert in seiner Abstraktion zu erwarten wäre, sondern unter gegebenen Umständen eine qualitative Bestimmung: Groß genug (Relation), um als Kapital fungieren (Qualität) zu kön-nen. Das Geheimnis: Ob die Wertmenge groß genug ist, entscheidet über ihren Gebrauchs-wert, ohne den sie nichts wert wäre. (Hier schlägt nicht 'Quantität in Qualität um'; sondern Tauschwert ist nur an einem Gebrauchswert; mal kommt es auf diesen, mal auf jenen an.)

16. 9. 18


Nota II. - Ebendies ist der Grund für den tendenziellen Fall der Profitrate. Wer nicht glau-ben will, dass der Gebrauchswert in der Kritik der Politischen Ökonomie eine "ganz anders wichtige Rolle" spielt als in der Politischen Ökonomie, kann es hier mit den Händen grei-fen. Man könnte fast meinen, allein dieser Unterschied ist schon die Kritik.
JE,
13. 9. 20
 

 

Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

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