Donnerstag, 19. Juni 2025

Verdinglichung und Begriffe.

programm.orf                                                   aus Marxiana

Die Arbeit als solche, in ihrer einfachen Bestimmtheit als zweckmäßige produktive Thä-tigkeit, bezieht sich auf die Produktionsmittel, nicht in deren gesellschaftlicher Formbe-stimmtheit, sondern in ihrer stofflichen Substanz, als Material und Mittel der Arbeit, die sich ebenfalls nur stofflich, als Gebrauchswerthe von einander unterscheiden, die Erde als unproducirtes, die andren als producirte Arbeitsmittel. 

Fällt also die Arbeit mit der Lohnarbeit zusammen, so fällt auch die bestimmte gesellschaft-liche Form, worin die Arbeitsbedingungen nun der Arbeit gegenüberstehn, zusammen mit ihrem stofflichen Dasein. Die Arbeitsmittel sind dann als solche Kapital, und die Erde als solche ist Grundeigenthum. Die formale Verselbständigung dieser Arbeitsbedingungen gegenüber der Arbeit, die besondre Form dieser Verselbständigung, die sie gegenüber der Lohnarbeit besitzen, ist dann eine von ihnen als Dingen, als materiellen Produktionsbedin-gungen untrennbare Eigenschaft, ein ihnen als Produktionselementen nothwendig zukom-mender, immanent eingewachsener Charakter. 

Ihr durch eine bestimmte Geschichtsepoche bestimmter socialer Charakter im kapitalisti-schen Produktionsproceß ist ein ihnen naturgemäß, und sozusagen von Ewigkeit her, als Elementen des Produktionsprocesses eingeborner dinglicher Charakter.
___________________________________________________
K. Marx, Das Kapital III, 
MEGA II.15S. 800 [MEW 25, S. 833]  

 

Nota. - Arbeit ist kein Ding oder Sachverhalt, sondern eine Tätigkeit. Nicht Kapital und Arbeit stehen sich auf dem Markt gegenüber, sondern Kapitaleigner und Menschen, die nichts anderes zu verkaufen haben als ihre Leistungskraft. Und das ist der springende Punkt: Der Arbeiter vermietet für eine gewisse Zeit deren Gebrauch und Verbrauch, und der Kapitaleigner erhält deren Produkt, das er seinerseits verkauft. Das, was dazwischen liegt, nennt man arbeiten. 'Die Arbeit' gibt es nur als Begriff.

Das nennt man Verdinglichung.
 
Nachtrag.

Erfunden hat den Ausdruck Verdinglichung wohl Hegel. Allerdings im umgekehrten Sinne; nämlich so, als würden die Begriffe verdinglicht: aufgefasst als in Raum und Zeit wirkende Dinge; was für ihn, der sie als Stationen im Gang der Selbstbewegung des Geistes verstand, eine Profanierung war. Doch so hat der Ausdruck keine kritische Pointe und erscheint le-diglich als ein Rüffel gegen faules Denken.

Ein Denkfehler ist im Gegenteil, das Geschehende, statt als Tätigkeit, als Begriff zu fassen - wobei die Scheidung des phänomenal Gegebenen in Geist und Materie von vornherein un-terschoben ist. Daraus wird ein philosophisches Mysterium ersonnen, das in dialektischen Dunst gehüllt ist. 

Es ist aber wirklich (sic) so, dass willkürliches Handeln nicht begriffen - durch Merkmale definiert -, sondern lediglich angeschaut werden kann. Das wahre Mysterium ist nicht von vornherein der pp. Gegensatz von Geist und Materie, sondern das Phänomen der Freiheit, das nur eine Ansicht des Wollens ist, und der Tritt erst in den Gesichtskrei dessen, der schon nicht mehr tut, sondern nachträglich reflektiert; alias längst in die Welt der Begriffe eingetaucht ist. Das lässt sich nur mit Beriffen nicht auflösen... 
JE 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Der Begriff des Seins ist kein ursprünglicher, sondern ist von der Tätigkeit abgeleitet.

                                 aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik                                               ...