
Dies ist nun, worin alles Bewusstsein enthalten ist[,] und woraus es deduziert wird, ist aufge-zeigt: das Subjektive, das sich selbst Setzende, und das Objektive, die praktische Tätigkeit, und das eigentlich Objektive, das NichtIch.
_______________________________________________________________________J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 63
Fichte entgegnet, es käme ganz darauf an, von welche Seite her man auf die Frage gestoßen ist. Wer vom Großen Ganzen - dem vollendeten System - 'top down' hinabsteigt, dem be-gegnet das Apriori allerdings vor dem mannigfaltigen Aposteriori. Wer aber beim Mannig-faltigem 'bottom up' angefangen hat, der findet das Apriori, das Große Ganze, erst nach dem Aposteriori.
Wer transzendentalphilosophisch, nämlich vom Gesichtspunkt des sich-selbst-setzenden Ich in die Welt eintritt, dem scheint das Subjektive als das Primäre, das Objektive als das Hinzutretende. Wer sich - der Reflexion ist das so möglich wie erlaubt - auf den Standpunkt des unbeteiligten Dritten stellt und auf das Ich in der Welt schaut, dem erscheinen sie beide als objektiv; nur eben der eine als tätig, die andere als leidend. Das Tätige mag er, so objek-tiv es ihm erscheint, als das Subjektive in dieser Konstellation auffassen und die toten, un-beweglichen Dinge als das Objektive. Dann allerdings erscheint ihm die Tätigkeit des Ich als 'ein klein bisschen objektiver' als jenes - denn er betrachtet sie als eine Synthesis: als eine Ver-einigung zweier ursprünglich Getrennter.
Vom 'apriorischen' Standpunkt des Gesamtsystems erscheint aber das lebendige Tun als das Ursprüngliche und eigentlich Wirkliche, während die Scheidung in Subjekt und Objekt eine nachträgliche Zutat der Reflexion ist. Es sind nicht die Ingredienzen, die 'ihre Stellung wech-seln' oder gar die Begriffe, die ineinander "umschlagen". Es ist lediglich die Intelligenz, die mal von dieser, mal von jener Seite aus auf ihren Gegenstand zugeht. Was auf den ersten Blick und unsortiert Schwindel erregen mag, erweist sich aus der Nähe und im Detail als recht prosaisch. -
Und, das muss man zugeben, in der Darstellung sogar als pedantisch. In
der sinnlichen Wirklichkeit, in der wir nun einmal leben, begegnet uns
unmittebar immer nur Mannigfal-tiges, und da muss jedes Stück für Stück
inventarisiert und unter Begriffe sortiert werden. Das ist kleinteilig
und wenig unterhaltend. Es ist auf die Dauer aber sicherer, als über die
Einzelnen hinwegzugleiten wie auf einer Bananenschale.
JE, 13. 12. 21
Nota. Das
obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
JE
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