Logisch ist Reflexion die Umkehrung von Abstraktion. Die Welt der Logik besteht in Schichten, man steigt durch sie genausogut von unten nach oben wie von oben nach unten. Es kommt darauf an, wo man anfängt: Bottom up oder top down?
Denn das Material, dem Logik seine - ihre! - Form gibt, besteht aus Begriffen. Nicht nur die Richtungen von oben nach unten und von unten nach oben sind gleich-gültig; sondern auch von Rechts nach Links und von Links nach Rechts; weitere Dimensionen haben sie nicht, sie liegen reglos über- und nebeneinander, wie in einem Regal.
Das logische Weltbild wurde siegreich in der Welt, weil es klar und bestimmt ist. Es ist über-sichtlich und wohlgeordnet, Alles lässt sich untrüglich an seiner ihm bestimmten Stelle auf-finden.
Das kann man von der Welt, wie ein unbefangener Erdenbürger sie sich vorstellen würde - würde: denn unbefangene Erdenbürger gibt es nicht -, nicht sagen. Vorstellungen sind nicht definiert - eingegrenzt - wie Begriffe, sondern gehen wie Bilder verschwimmend in einander über: Wo genau einer eine Grenze zieht, ist ihm nicht vorbestimmt, wo was an welcher Stel-le steht, muss man suchen - und kann darüber streiten.
Die Welt der Vorstellungen ist ein auf der Spitze stehender Kegel. Nach unten in die Spitze - sie steht auf einem Punkt - wird's immer dichter, nach oben geht's in die Breite. Der Sinn hat eine Richtung; von unten einen Drang nach oben, von oben zieht ein Sog: der Sinn wird immer mannigfaltiger oder differenzierter, und zugleich immer vager. Und der Kegel hat wohl in der Spitze eine Singularität als Anfang, aber nach oben kein Ende. Da wird es im-mer weiter und unbestimmter.
So müssen wir sagen, weil unsere Wörter im logischen System großgeworden sind: Ein jedes will mehr oder weniger einen Begriff vorstellen. In Bildern reden darf die Kunst, das Positive gibt es nur in Begriffen.
Doch dem Begreifen ging historisch und genetisch das Vorstellen voraus. Es konnte nicht ausbleiben, dass sich die Vernunftkritik zu den Gründen des Verstehens zurückwendete. Und sich das, was im logischen System als Begriffspyramide erscheint, im Vorstellen zu einem Trichter umkehrte. Was beim Abstrahieren als ein sich weitender Aufstieg erscheint, verdichtet sich beim Vorstellen zu Bohren in die Tiefe.
Doch anders als die Abstraktion lässt es sich nicht umkehren. Reflektieren wird erst durch Begriffe möglich. In der Vorstellung sprudelt der Reichtum; Begriffe trennen die Spreu vom Weizen.
PS. Das obige Foto zeigt Ihnen auch, dass einer den Funken des Geists entzündet haben muss. Die Begriffe tun aber so, als wären sie von selber da.
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