Freitag, 13. Juni 2025

Freiheit und unendliche Annäherung.

W. Busch                  aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
 
Ein ideelles Ziel heißt so, weil es nicht in der Realität liegt. Real ist, was in Raum und Zeit vorkommt. Die Idee von der Freiheit kommt in meinem Kopf vor. Reell ist der Moment, wo mein Handeln von mir selbst bestimmt wird.

Der Moment, als mein Willen fremd  bestimmt wurde, war ebenso reell - doch die Idee von meiner Freiheit hat daran keinen Schaden genommen. Jedenfalls nicht unmittelbar. Nach langer Zeit war ich vielleicht erschöpft, und meine Willenskraft irgendwann auch. Doch solange die Idee in mir glomm, war ich ideell unterwegs und näherte mich ihr; ideell. Reell wurde sie stets in den Momenten, wo ich nach eignem Urteil handelte, und ich näherte mich realer Freiheit. Es wird Rückschläge geben, doch solange ich noch nicht aufgegeben habe, nähere ich mich ihr an. 

Reelle Freiheit ist kein Zustand, sondern ein Akt. Freiheit wird reell als Befreiung. Sie ist die Wirklichkeit der Freiheitsidee.

Ideelle Freiheit kann nicht reell werden, weil ich nie aufhören werde, in der Welt auf Wider-stände der andern Realen zu stoßen und mich, je mehr oder minder, selbst begrenzen zu müssen. 

So ein Glück! Andernfalls würde mein Glühen sich ins All zertreuen wie ein Rauch. Und recht besehen, hätte mir eine Idee von Freiheit gar nicht erst kommen können.

 

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Der Begriff des Seins ist kein ursprünglicher, sondern ist von der Tätigkeit abgeleitet.

                                 aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik                                               ...