Montag, 30. Juni 2025

'Gesellschaftlich notwendige' Arbeit ist ein Durchschnitt

                                                           aus Marxiana

Sie zählt jedoch nur, soweit die zur Produktion des Gebrauchswerths verbrauchte Zeit ge-sellschaftlich nothwendig ist. Es umfaßt dieß Verschiednes. Die Arbeitskraft muß unter normalen Bedingungen funktioniren. Ist die Spinnmaschine das gesellschaftlich herrschen-de Arbeitsmittel für die Spinnerei, so darf dem Arbeiter nicht ein Spinnrad in die Hand ge-geben werden. Statt Baumwolle von normaler Güte muß er nicht Schund erhalten, der je-den Augenblick reißt. In beiden Fällen würde er mehr als die gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit zur Produktion eines Pfundes Garn verbrauchen, diese überschüssige Zeit aber nicht Werth oder Geld bilden. Der normale Charakter der gegenständlichen Arbeitsfaktoren hängt jedoch nicht vom Arbeiter, sondern vom Kapi-talisten ab. 

Fernere Bedingung ist der normale Charakter der Arbeitskraft selbst. In dem Fach, worin sie verwandt wird, muß sie das herrschende Durchschnittsmaß von Geschick, Fertigkeit und Raschheit besitzen. Aber unser Kapitalist kaufte auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskraft von nor-maler Güte. Diese Kraft muß in dem gewöhnlichen Durchschnittsmaß der Anstrengung, mit dem gesellschaftlich üblichen Grad von Intensivität verausgabt wer-den. Darüber wacht der Kapitalist eben so ängstlich, als daß keine Zeit ohne Arbeit vergeudet wird. Er hat die Ar-beitskraft für bestimmte Zeitfrist gekauft. Er hält darauf das Seine zu haben. Er / will nicht bestohlen sein. Endlich – und hierfür hat derselbe Herr einen eignen code pénal – darf kein zweckwidriger Consum von Roh-material und Arbeitsmitteln stattfinden, weil vergeudetes Material oder Arbeitsmittel überflüssig verausgabte Quanta vergegenständlichter Arbeit dar-stellen, also nicht zählen und nicht in das Produkt der Werthbildung eingehn. 
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K. Marx, Das Kapital I, MEGA II/5, S. 145f.


Nota. - Was als 'gesellschaftlich notwendig' zu gelten hat, lässt sich gar nicht so leicht in einen Begriff fassen. Dabei ist es reell ziemlich simpel: Es zeigt sich als Durchschnitt; nämlich auf dem Markt.
JE, 25. 12. 15

 

 

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