Mittwoch, 27. November 2024

Formbestimmungen sind keine Rollen.

Bäumchen wechsel dich                                                    zu Marxiana
 
Heutige Interessenten an Marx'schen Theorien kommen zumeist aus geistes- und sozialwis-senschaftlichen Disziplinen, da bringen sie eine Menge Vorstellungen mit, die M. noch völ-lig fremd waren. (Bei Studenten der Volkswirtschaftslehre ist es ganz anders, aber nicht bes-ser.) Es ist zu befürchten, dass der eine oder andere die dialektische Denkfigur des Formen-wechsels mithilfe des soziologischen Rollen begriffs verständlich zu machen sucht. Die Rol-lentheorie hat mit Dialektik nichts zu tun, sondern mit Eklektik, richtiger: mit Synkretismus. Ihr Schema ist nicht einerseits/andererseits, sondern und, und, und... Wieviele Rollen einer spielt, kommt ihm ganz von außen zu, er selber funktioniert immer nur. Er ist ein Rädchen, wieviele Rollen er spielt, ist Sache des Getriebes, in das er eingepasst wurde. Die Rollen bleiben, was und wie sie sind. Ausgetauscht werden die Subjekte.

Dialektischem Formenwechsel liegt zu Grunde die Vorstellung vom tätigen Subjekt. Tuend setzt es sich unentwegt in wechselnde Verhältnisse zu andern tätigen Subjekten, und in je-dem pp. Einzelverhältnis (Es ist nie einzeln, sondern kann reflektierend-abstrahierend so betrachtet werden) 'zeigt es sich' aus jeweils anderer Perspektive. Das gilt auch für die Ver-hältnisse selbst - sie stehen ja untereinander 'in einem Verhältnis'. Und das gilt natürlich auch von den Dingen, an denen sie - miteinander oder gegeneinander - tätig sind. Gibt es einen Fixpunkt in der Betrachtung? Es gibt einen sachlichen Ausgangspunkt: das tätige In-dividuum; zunächst in abstracto, aber am Schluss in der Gesamtheit der Perspektiven aller Verhältnisse, die es mit - den anderen tätigen Subjekten eingegangen ist.


So in der rationellen Dialektik von Marx (und Fichte). Einen Fixpunkt gibt es auch bei Hegel nicht. Aber es gibt einen Ausgangspunkt, der sich schließlich als Ziel und Zweck erweist, der Weltgeist alias Absolutes Wissen. Die wechseln die Perspektiven nicht, sondern zerlegen sich in Antithesen, die ineinander umschlagen und einander aufheben. Das hat schon eher Ähnlichkeit mit einem Rollenwechsel insofern, als man sich das Ganze im Gro-ßen und Kleinen nur als vorbestimmt denken kann.
3. 4. 20
 
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Noumena.*

                                        zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik    Ein Begriff, der uns in die intelli...