zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Die Schwierigkeit war eigentlich, ein Wollen
zu erklären ohne Erkenntnis des Objekts. Der Grund der Schwierigkeit
lag darin, dass das Wollen nur betrachtet wurde als ein empiri-sches, als
ein Übergehen vom Bestimmbaren zum Bestimmten.
Diese Behauptung ist nun geleugnet
worden; es ist ein Wollen postuliert worden, das die Erkenntnis des
Objekts nicht voraussetzt, sondern schon bei sich führet, das sich nicht
auf Beratschlagung gründet, und dadurch ist nun die Schwierigkeit
völlig gehoben.
Das reine Wollen ist der
kategorische Imperativ; es wird aber hier nicht so gebraucht, son-dern
nur zur Erklärung des Bewusstseins überhaupt. Kant braucht den kategorischen Im-perativ nur zur Erklärung des Bewusstseins der Pflicht. _______________________________________________________________________J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 143
Nota. - Wollen-überhaupt ist als kategorischer Imperativ das Postulat, das der Wissen-schaftslehre zu Grunde gelegt wird. Es führt, wie wir oben hören, seinen Zweck "schon bei sich", nämlich den Zweck-überhaupt, der nur ebenso unbestimmt-unendlich bestimmbar sein kann wie das Wollen-überhaupt. Du sollst wollen
ist Praktische Philosophie und An-thropologie in einem, nämlich: Du
sollst nicht nur wollen, sondern dein Wollen selber be-stimmen - und so
weiter ins Unendliche.
JE, 16. 11. 20
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