Sais aus Philosophierungen
Ich meine nicht, dass "es" Wahrheit "gibt". Wer oder
was könnte mit "es" gemeint sein? Und was sollte "geben"
hier bedeuten?* Dennoch haben alle Sätze, die ich sagen kann, nur dann einen
Sinn, wenn ich unterstelle, daß sie wahr sind. Das ist offenbar ein Paradox.
Das läßt sich nur... nein, nicht ausräumen, sondern lediglich: vor mir her
schieben, indem ich sage, dass es Wahrheit geben soll.
Natürlich kann ich aber
"den Dingen" nicht vorschreiben, wie oder was sie 'sollen'! Der Satz
'Wahrheit soll sein, weil anders meine Sätze keinen Sinn haben' lässt sich
anders for-mulieren: 'Du sollst reden, als ob es Wahrheit gäbe'. Das ist keine
theoretische Tatsachen-behauptung, sondern eine praktische (pragmatische)
Fiktion.
Ob ich diese Fiktion logisch, ethisch oder ästhetisch nenne, ist an
diesem fortgeschritte-nen Punkt schon gleichgültig. Es gibt allerdings
(denkpraktische) Gründe, sie als eine ästhetische Fiktion aufzufassen.
aus e. online-Forum, 29. 9. 07
*) Auf Englisch heißt es there is: Da ist.
Auf Französisch il y a: Da hat es.
Auf Spanisch hay: (Es) hat.
Italienisch: c'è: Da ist
Nachtrag. - Realgeschichtlich wird man die Herkunft der Wahrheitsidee ebenfalls kommu-nikationslogisch auffassen müssen: Nicht darauf, ob 'die Sache selbst' stimmt. sondern darauf, dass der eine sich darauf verlassen kann, dass der andere dasselbe meint wie er. Festzuhalten ist: Lebenspraktisch läuft eins auf das andre hinaus, da ist eins so gut wie das andere. Denn dass auch der andere so gut irren kann wie ich, bleibt davon unbenommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen