
Alles Bewusstsein ist
sinnlich, es drückt aus den Akt der Intelligenz, der idealen Tätigkeit,
und steht unter Gesetzen, wenigstens unter dem Gesetze des Übergangs vom
Bestimm-baren zur Bestimmtheit. Durch diese Affektion wird alles, was
gedacht wird, notwendig sinnlich. Der aufgezeigte Wille soll etwas
Übersinnliches sein, doch soll aus ihm etwas Sinnliches folgen. Wie wird
er nun mit dem sinnlichen Bewusstsein vermittelt?
Oben
wurde gesagt, dies geschähe durch ein Gefühl, weil das Gefühl das erste
ist, von dem alle Handlungen des Bewusstseins ausgehen. (Oben wurde
gesagt, es sei ein Gefühl des Stre-bens, des Sollens, des Forderns, der
Begrenztheit, und in sofern des Nichtdürfens.)
Gefühl überhaupt ist
Äußerung der Begrenztheit im Ich, diese aber ist nicht möglich ohne
Äußerung des Strebens, indem das Streben das Begrenzte ist, beides ist
notwendig vereinigt. Dieser allgemeine Satz muss auch hier gelten. Hier
ist nicht von Beschränkung überhaupt, sondern von der Beschränkung
durch das absolut reine Wollen, das nicht von der Willkür abhängt, die
Rede. Dies wäre ein Streben, eine Tendenz zum Wollen, welche kein Wollen
werden kann vermöge der Beschränktheit, eine Begierde, und das Gefühl
dieser Beschränkt-heit wäre, da der reine Wille kategorisch ist, das
Gefühl des Nichtdürfens.
_________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S .144
Nota. - Gefühl ist ein Gegebenes; gegeben durch ein System der Sensibilität, welches der Leib darstellt: Es ist allem Bestimmen vorausgesetzt. Nur sofern eine prädikative Qualität als ihm gleich-originär angenommen wird, ist es schlechterdings bestimmbar. Gefühlt wird der Widerstand, den Etwas einer zweckhaften Tätigkeit entgegensetzt; wird er ihr zum Ge-gen stand und wird sie zur Handlung. Werden sie wirklich. Wirklich wird die Welt, indem sie bestimmt wird. Ohne dies wäre sie bloß sinnlich und eo ipso unbestimmt. Ohne ihren Wi-derschein in einer intelligiblen Welt bliebe sie ein Chaos von bloßen Empfingungen. Und bliebe die Annahme eines Ich die Hypothese einer Dynamis ohne Energie: Sie wäre über-flüssig.
Merke: Ein Ding bestimmen heißt, es als möglichen Gegenstand eines Zweckbegriffs auf-fassen.
JE, 21. 6. 22
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen