In gewissem Sinn kann man sagen: Die ganze Wissenschaftslehre beruht auf der zunächst befremdlichen Idee einer intellektuellen Anschaunng. Anschaunng
ist sinnlich, bei Kant fast Synonym des Sinnlichen - intellektuelle
Anschauung ist so etwas wie ein schwarzer Schim-mel. Dass der Ausdruck
paradoxal ist, bestreitet Fichte nicht, eben darum hat er ihn ge-wählt:
Man wird ihn so schnell nicht mit einem landläufigen Gemeinplatz
verwechseln.
Hier schon,
gewissermaßen am Grundstein des Systems, wird deutlich, dass es Fichte,
an-ders als anderen Philosophen und auch noch als Kant,
nicht auf das treffende Definieren von Begriffen ankam, sondern auf das
in den Begriffen Begriffene, auf die Washeiten, die Gemeintheiten in
den Vorstellungen, und auf deren genetische
Zusammenhänge. Während spätere Dunkelmänner raunten, der Begriff
entfalte sich selbst, bleibt es bei Fichte stets der Vorstellende, der
vorstellt, und der jenes erst vorstellen kann, wenn er dieses zuvor sich vor-gestellt hat; und der, rückblickend, finden kann (wenn er sucht), dass er am Anfang eine Prämisse zugrunde gelegt hatte, die er sich nicht vorgestellt hatte, nämlich sich selbst als Vorstellenden.
Das ist keine logische Konstruktion, die intellektuell ist, aber nicht anschaulich, und keine Anschauung, die unmittelbar wäre und doch nicht sinnlich; ist kein Begreifen, ist kein Füh-len. Es ist ein rückwärtsgewandtes Einbilden, eidetische Reduktion, könnte einer sagen. Es ist eine Gewissheit, die sich einstellt, wenn man es versucht, sonst nicht.
nach 2013
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. J
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