Das bestimmende Ich ist
etwas Einfaches, Absolutes, durchs bloße Denken Produziertes, ein
Noumen, darin wird ja nicht gedacht ein sich wirklich bestimmendes Ich, da
bloß die Form gedacht wird, das bloße Vermögen. Dies ist ein
sonderbarer Begriff, da sich nicht verstehen lässt, was ein bloßes
Vermögen sein könnte, und doch ists im Bewusstsein ge-dacht.
_________________________________________________________ J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 204
Nota. - Als Substanz werde aufgefasst, was als Ursache der Kraft vorgestellt wird, heißt es auf S. 212. So aber nicht das bloße Vermögen, das nur als Form gedacht wird ohne Inhalt nach Raum und Zeit - 'Form der Form'. Das eben ist ein Noumen,* das nur gedacht und gerade nicht vorgestellt wird. Es ist eine Quadratur des Zirkels und die eigentliche gedank-liche Herausforderung der Transzendentalphilosophie. Es ist eines, das sich nie auffinden, sondern immer nur behaupten lässt - und bewähren muss durch die Operationen (sic), die es möglich macht.
Substanz wird ein Vermögen, indem es 'wirklich wirkt'. Das transzendentale, absolute Ich aber wird als wirken könnend lediglich gedacht. Es ist kein Faktum, sondern dessen Sinn-behauptung. Es gehört in die Philosophie. Die Personen, die durch die Tat wirken, betrach-tet die Psychologie.
*) Alles, was es wirklich gibt, 'gibt es' doppelt: ein erstes Mal als Erscheinung, ein zweites Mal als Begriff. Die Erscheinung wird angeschaut, der Begriff wird gedacht; "vorstellen" in specie kann man sie im Gedächtnis: so, wie man sie wirklich gesehen hat. Was dagegen nur gedacht werden kann, kann weder angeschaut noch erinnert werden; es muss bloß gedacht bleiben. Man kann Bilder, die man wirklich vor Augen hatte, in der Phantasie so verändern, dass es einem vorkommt, als könne man sie wahrnehmen. Das ist dann Kunst - im Untrerschied so-wohl zur Philosophie als auch zum gemeinen Menschenerstand.
JE
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