Montag, 2. Oktober 2023

Das notwendige Verfahren beim Vorstellen.

hansnatur                 aus Wissenschaftslehre: die fast vollendete Vernunftkritik

Ich bin mir bewusst von der Vorstellung von irgendetwas, das weiß ich, nun behaupte ich: Dieser Vorstellung entspricht ein Ding, das da sein würde, wenn ich auch die Vorstellung davon nicht haben würde.

Nun ist der Zusammenhang zwischen der Vorstellung und dem Ding auch nur eine Vor-stellung auch in mir [sic]. Nun aber behaupten wir nicht nur, dass wir Vorstellungen ha-ben, sondern dass diesen Vorstellungen auch Dinge außer ihnen entsprächen; sonach wäre die Vorstellung von dem Zusammenhange beider eine notwendige Vorstel/lung. Also es geht schon hier eine Verknüpfung vor; ob wir und schon der Handlung des Ver-knüpfens nicht bewusst sind, so ist es doch notwendig. 

Dies Verfahren, dass ich nämlich von der Vorstellung zu der Vorstellung übergehe, dass Dinge wirklich existierend da sind, ist notwendig; alle Vernunftwesen verfahren so.

Also es gibt in den denkenden Wesen notwendige Vorstellungen. Die Philosophie fragt nun nach den Gründen dieser notwendigen Vorstellungen der Intelligenz.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 11f.


Nota. - Wem Fichte noch neu ist, der wird überrascht sein: Es geht der Transzendental-phi
losophie nicht darum, die Falschheit der Vorstellung von einer wirklichen Welt zu de-monstrieren, sondern, im Gegenteil, ihre Notwendigkeit. (Außerdem handelt sie nicht von förmlichen Konstruktionen aus Begriffen, sondern von dem, was sie erfassen: der mate-rialen Entwicklung von Vorstellungen.)
JE, 23. 3. 15

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