Freitag, 20. Januar 2023

Das Objektive stammt aus dem Begriff.

                                                             zu Philosophierungen;

8. Aus dem Begriff erfolgt ein Objektives. Wie ist dies möglich und was kann es heißen? Nichts anderes, als dass der Begriff selbst mir als etwas Objektives erscheine. Aber der Zweckbegriff, objektiv angesehen, wird ein Wollen genannt, und die Vorstellung eines Wollens ist gar nichts anderes, / als diese notwendige Ansicht des - selbst nur um unserer Tätigkeit bewusst zu werden, gesetzten - Zweckbegriffs. Das Geistige in mir, unmittelbar als Prinzip einer Wirksamkeit angeschaut, wird mir zu einem Willen.

Nun aber soll ich auf den schon oben seiner Entstehung nach beschriebenen Stoff wir-ken. Aber es ist mir unmöglich, eine Wirkung auf ihn zu denken, außer durch das, was selbst Stoff ist; und wiefern ich mich so erblicke, nenne ich mich einen materiellen Leib. Ich, als Prinzip einer Wirksamkeit in der Körperwelt angeschaut, bin eine artikulierter Leib, und die Vorstellung meines Leibes ist nichts anderes denn die Vorstellung meiner selbst als Ursache in der Körperwelt; mithin nichts anderes als eine gewisse Ansicht meiner ab-soluten Tätigkeit.

Nun soll aber doch der Wille Kausalität und zwar eine unmittelbare Kausalität haben auf meinen Leib; und nur soweit, als diese unmittelbare Kausalität des Willens geht, geht mein Leib als Werkzeug oder als Artikulation. (Bis zur Ansicht meines Leibes als einer Organi-sation erstreckt sich diese vorläufige Übersicht nicht.) Der Wille wird daher vom Leibe auch unterschieden; erscheint daher nicht als dasselbe. Aber diese Unterscheidung ist nichts anderes denn eine abermalige Trennung des Subjektiven vom Objektiven, oder noch bestimmter: eine besondere Ansicht dieser ursprünglichen Trennung. Der Wille ist in diesem Verhältnisse das Subjektive, der Leib das Objektive.
aus J. G. Fichte, System der Sittenlehre nach Prinzipien der Wissenschaftslehre; in ders., Sämmtliche Werke Bd. IV, Hamburg (Felix Meiner) 1995, S. 10f.


Nota. - Angeschaut wird das Handeln - als Flucht der Bilder in der Zeit.  Begreifen kann ich meinen Zweck, meinen Gegenstand und mein Produkt; womöglich noch mich. Doch mein Handeln kann ich nur anschauen. Alles andere sind Abstraktionen, die ich vom Ge-schehen in der Zeit abgezogen habe. Übrig bleibt 'Agilität'. Auch die kann ich zum Be-griff vereisen und als objektiv denken. Begriff ist Objektivierung von tun. (Das Objek-tive stammt nicht aus einem erfahrenen Gefühl.)
JE



Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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Bestimmt, unbestimmt, bestimmbar; setzen, abstrahieren.

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