Mittwoch, 4. Januar 2023

Das Absolute ist nur als Tätigkeit denkbar.

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Was in Raum und Zeit liegt, ist bestimmt. Was bestimmt ist, hat einen Anfang und ein Ende. Was endlich ist, ist bedingt und nicht absolut. Das Absolute kann nur außerhalb von Raum und Zeit gedacht werden, denn beide sind nur als Abfolge von Punkten denk-bar - und was in Punkten darstellbar ist, ist endlich. Was endlich ist, ist bestimmt.

Die Punkte sind, jeder für sich, endlich, und alle zusammen wären es auch. Aber nicht ihre Abfolge. Die ist nicht statisch, sondern dynamisch. Sie ist das Aneinanderreihen - durch das Raum und Zeit überhaupt erst entstehen, das heißt "zu Stande kommen". Es kann nur als Tätigkeit vorgestellt werden.

Muss ein Tätiger vorgestellt werden? Entweder einer jenseits von Raum und Zeit oder einer diesseits von Raum und Zeit - auf jeder Fall einer außerhalb

Wie ein nicht in Raum und Zeit Tätiger in Raum und Zeit doch wirken kann, ist nicht vorstellbar - doch von Vorstellungen ist hier überall nur die Rede. Er müsste vorgestellt werden als ein sowohl in Raum und Zeit als außerhalb von Raum Tätiger, dann wäre er im Raum so wenig bestimmt (und endlich) wie in der Zeit: denn er läge durch beide hin-durch.

Tätigkeit ist, vor aller weiteren Bestimmung, ein Übergehen vom Unbestimmten zu einem Bestimmteren. Reell kann sie nur werden in Raum und Zeit. Allerdings kann ich sie nur auffassen, als ob sie 'von außerhalb' zu Raum und Zeit hinzu käme; ein absolutes Apiori, ohne das Raum und Zeit gar nicht zu Stande kommen können. Und tatsächlich blieb die transzendentale Kritik nicht bei den Anschauungsweisen stehen, sondern stellte hinter ihnen den Anschauenden bloß. Kein Bestimmen zu diesem oder jenem oder als dieses oder jenes ohne ein vorgängiges Wollen - denn schließlich ist es ja die Selbstbestimmung des Wollens zu diesem oder jenem, durch die reelles Tun allererst möglich wird.

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Ein realistisch gestimmter Leser wird meinen, bei alldem ließe sich gar nichts denken, weil es sich nicht in Begriffe fassen lässt. Da hätte er völlig Recht und nichts anderes will ich sagen. Es ist aber nicht ein Mangel an der Vorstellung, wenn kein Begriff auf sie passt, sondern ein Mangel an den Begriffen.



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Bestimmt, unbestimmt, bestimmbar; setzen, abstrahieren.

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