Samstag, 21. Januar 2023

Das einzige Absolute ist Tätigkeit.

 Rodin                                                                                      zu Philosophierungen;

9. Aber meine wirkliche Kausalität, die Veränderung, die dadurch in der Sinnenwelt erfolgen soll, die durch diese Kausalität veränderliche Sinnenwelt, was sind sie?

Indem ein Subjektives in mir selbst sich in ein Objektives, den Zweckbegriff in einen Willensentschluss und dieser in eine gewisse Modifikation meines Leibes verändern soll, stelle ich ja offenbar mich selbst vor als verändert. Aber das letzte, was ich zu mir rechne, mein körperlicher Leib, soll in Ver-/bindung mit der gesamten Körperwelt stehen; wie daher der erste als verändert angeschaut wir, wird notwendig auch die letzte so erblickt.


Das durch meine Wirksamkeit veränderliche Ding oder die Beschaffenheit der Natur ist ganz dasselbe, was das Unveränderliche oder die bloße Materie ist; nur angesehen von einer anderen Seite; ebenso wie oben die Kausalität des Begriffs auf das Objektive, von zwei Seiten angesehen, als Wille und als Leib erschien. Das Veränderliche ist die Natur - subjektiv, und mit mir, dem Tätigen, in Verbindung angesehen; das Unveränderliche, die-selbe Natur, ganz und lediglich objektiv angesehen und unveränderlich, aus den oben an-gezeigten Gründen.

Alles in der Wahrnehmung unserer sinnlichen Wirksamkeit liegende Mannigfaltige ist gegenwärtig aus den Gesetzen des Bewusstseins abgeleitet, wie gefordert wurde; wir finden als letztes Glied unserer Folgerungen dasselbe, wovon wir ausgingen, unsere Un-tersuchung ist in sich selbst zurückgelaufen und also geschlossen.

Das Resultat derselben ist kürzlich folgendes: Das einzige Absolute, worauf alles Be-wusstsein und alles Sein sich gründet, ist reine Tätigkeit. Diese erscheint zufolge des Ge-setzes des Bewusstseins und insbesondere zufolge seines Grundsatzes, dass das Tätige nur als vereinigtes Subjekt und Objekt (als Ich) erblickt werden kann, als Wirksamkeit auf et-was außer mir.
Alles, was in dieser Erscheinung enthalten ist, von dem mir absolut durch mich selbst gesetzten Zwecke an, an dem einen Ende, bis zum rohen Stoffe der Welt, an dem anderen, sind vermittelnde Glieder der Erscheinung, sonach selbst auch nur Erschei-nungen. Das einzige rein Wahre ist meine Selbstständigkeit.
aus J. G. Fichte, System der Sittenlehre nach Prinzipien der Wissenschaftslehre; in ders., Sämmtliche Werke Bd. IV, Hamburg (Felix Meiner) 1995, S. 11f.





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