Mittwoch, 26. Februar 2025

Reflexion heißt Absicht.

Spiegelung in Baby-Auge                                                     aus Philosophierungen

Wir nehmen keine Erscheinungen wahr. Wir nehmen keine Bedeutungen wahr. Wir neh-men Dieses oder Das wahr. Was ist Dies oder Das? Eine Erscheinung, die etwas bedeutet. Könnte sie mir nichts bedeuten, würde sie mir nicht erscheinen.*

Die Unterscheidung geschieht nicht in der Anschauung, sondern in der Reflexion. Wahr-nehmung ist das Produkt beider. Die Reflexion rechnet auf eine Bedeutung. Wenn sie keine erkennen kann, fragt sie; sogar, wenn sie döst. Reflexion ist Absicht. 

Bis sie in Diesem oder Jenem ein 'Ding' erkennt, hat sie noch tüchtig zu tun.
20. 4. 09

*) Der von Schiller so genannte ästhetische Zustand entsteht bei einem absichtsvollen Ab-sehen von aller Bedeutung. Er wird möglich durch Bildung und entstand ursprünglich wohl aus dem Befremden. Er ist ein gewünschtes und gesuchtes Befremden.

Nota. - Absehen auf das eine heißt absehen von allem andern. Reflektieren und Abstrahie-ren sind dasselbe - jeweils von hinten und vorn.
25. 2. 15


Nota II. -
Dies zum gestrigen Eintrag: Reflektieren heißt passend machen. -  Ich habe eine Absicht und ich habe einen Gegenstand. Was zuerst da war, ist egal. Einiges an dem Gegen-stand kommt meiner Absicht entgegen, einiges widersteht ihr. Ich achte auf das Günstige, von dem Ungünstigen sehe ich ab. Zuerst in meiner Vorstellung; dann nehme ich meine Hände und mach das Ding passend. 


Es ist nichts anderes als was Nietzsche sagt; aber es klingt nicht so böse: Logik stammt nicht aus dem Denken selbst, sondern aus der Reflexion auf das Denken. Und ihr einziger Zweck ist das Reflektieren.
22. 11. 18


Nota III. - Reflektieren heißt nach Bedeutung fragen, nach Bedeutung suchen und Bedeu-tung zuschreiben. Es ist eine Tätigkeit der Einbildungskraft. Schon bloße Anschauung er-fortert Einbildungskraft: Ihr Gegenstand ist ein Gefühl, dieses ist schlechthin gegeben und wird als solches bloß erlitten; doch was es ist, muss die Einbildungskraft an ihm finden. Es muss ihm Qualitäten anerfinden. Das kann sie kaum tun, ohne es mit anderem zuvor Ge-fühlten in ein Verhältnis zu setzen, und so wird das, als was es eingebildet wurde, festgehal-ten und eingegrenzt, 'bestimmt'. Es wird zum Begriff. 

Der lässt sich mitteilen und macht eine denkende Gesellschaft möglich, aber das steht schon auf einem andern Blatt. Es gehört schon zu unserer Geschichte und muss aus den uns überlieferten Denkmälern rekonstruiert werden und nicht, wie unsere vor-vernünftige Vor-Geschichte, aus Denkexperimenten spekulativ erraten.
JE,
22. 5. 19


Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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