
So ist sie an sich.
Aber so kann sie sich auf die Dauer nicht halten. Es müssen immer wel-che
nachwachsen, die sie sich zur Aufgabe machen. Für sich wird sie als Aufforderung. Alle gleich sind nur, sofern die Aufforderung gehört wird.
13. 1. 18
So ist sie an sich.
Aber so kann sie sich auf die Dauer nicht halten. Es müssen immer wel-che
nachwachsen, die sie sich zur Aufgabe machen. Für sich wird sie als Aufforderung. Alle gleich sind nur, sofern die Aufforderung gehört wird.
13. 1. 18
Wie ich etwas verwende, ist das, als was ich es verwende. Was das eine Mal als eine adverbi-ale Bestimmung erscheint, erscheint das andre Mal als Substantivum. Es gibt keine Tätig-keit, an der sich diese Doppelheit nicht unterscheiden lässt. Und keinen Begriff.
Selbst wenn ich bloß denke, gibt es ein Wie und ein Was. Fraglich wäre nur, ob, nämlich wie sie sich unterscheiden lassen.
14. 2. 22
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Bis sie in Diesem oder Jenem ein 'Ding' erkennt, hat sie noch tüchtig zu tun.
20. 4. 09
*) Der von Schiller so genannte ästhetische Zustand entsteht bei einem absichtsvollen Ab-sehen von aller Bedeutung. Er wird möglich durch Bildung und entstand ursprünglich wohl aus dem Befremden. Er ist ein gewünschtes und gesuchtes Befremden.
Nota. - Absehen auf das eine heißt absehen von allem andern. Reflektieren und Abstrahie-ren sind dasselbe - jeweils von hinten und vorn.
25. 2. 15
Es ist nichts anderes
als was Nietzsche sagt; aber es klingt nicht so böse: Logik stammt nicht
aus dem Denken selbst, sondern aus der Reflexion auf das Denken. Und
ihr einziger Zweck ist das Reflektieren.
22. 11. 18
Nota III. - Reflektieren heißt nach Bedeutung fragen,
nach Bedeutung suchen und Bedeu-tung zuschreiben. Es ist eine Tätigkeit
der Einbildungskraft. Schon bloße Anschauung er-fortert Einbildungskraft:
Ihr Gegenstand ist ein Gefühl, dieses ist schlechthin gegeben und wird als solches bloß erlitten; doch was es ist, muss die Einbildungskraft an ihm finden. Es muss ihm Qualitäten anerfinden. Das kann sie kaum tun, ohne es mit anderem zuvor Ge-fühlten in ein Verhältnis zu setzen, und so wird das, als was es eingebildet wurde, festgehal-ten und eingegrenzt, 'bestimmt'. Es wird zum Begriff.
Der
lässt sich mitteilen und macht eine denkende Gesellschaft möglich, aber
das steht schon auf einem andern Blatt. Es gehört schon zu unserer
Geschichte und muss aus den uns überlieferten Denkmälern rekonstruiert
werden und nicht, wie unsere vor-vernünftige Vor-Geschichte, aus
Denkexperimenten spekulativ erraten.
JE, 22. 5. 19
Nota. Das
obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
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wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Nur freie
Wechselwirkung durch Begriffe und nach Begriffen, nur Geben und
Empfangen von Erkenntnissen ist der eigentümliche Charakter der
Menschheit, durch welchen allein jede Person sich als Menschen unwidersprechlich erhärtet.
Ist ein Mensch, so ist
notwendig auch eine Welt, und bestimmt solch eine Welt, wie die uns-rige
es ist, die vernunftlose Objekte und vernünftige Wesen in sich
enthält. (Es ist hier nicht der Ort, noch weiter zu gehen und die
Notwendigkeit aller bestimmten Objekte in der Na-tur und ihre notwendige
Klassifikation zu erhärten, die sich aber ebensowohl erhärten lässt, als
die Notwendigkeit einer Welt überhaupt.)*
Die Frage über den
Grund der Realität der Objekte ist sonach beantwortet. Die Realität der
Welt - es versteht sich: für uns, d. h. für alle endliche Vernunft - ist
Bedingung des Selbstbe-wusstseins, denn wir können uns selbst nicht
setzen, ohne etwas außer uns zu setzen, dem wir die gleiche Realität
zuschreiben müssen, die wir uns selbst beilegen.
Nach einer Realität zu fragen, die bleiben soll, nachdem von aller Vernunft abstrahiert wor-den, ist widersprechend,
denn der Fragende selbst hat doch wohl Vernunft, getrieben durch die
eigene Vernünftigkeit, und will eine vernünftige Antwort; er hat mithin
von der Vernunft nicht abstrahieret. Wir können aus dem Umkreis der
Vernunft nicht hinausgehen. Gegen die Sache selbst ist gesorgt, die
Philosophie will nur das erreichen, dass wir mit [...?] darum wissen und nicht
wähnen, herausgegangen zu sein, wenn wir doch, wie sich versteht, darin
befangen sind.
*) Wer dies nicht
einsehen kann, der habe nur Geduld und folgere aus seinem Nichteinse-hen
indes nichts weiter, als was wirklich darin liegt, nämlich dass er es
nicht einsehen kann.
_______________________________________________________________________ J. G. Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 40
Nota. I - Vernunft
ist immanent, es führt kein Weg hinaus - jedenfalls nicht durch
vernünf-tiges Fragen. Wer fragt, ob es Wahrheit gibt, setzt sie voraus.
Wahrheit ist kein Sachverhalt, sondern ein Begriff (ein Begiff, der sich
durch keine Bestimmung erschöpfen lässt, vulgo eine Idee). Es ist der
Begriff von einer Geltung ohne Bedingungen. Wer fragt, ob es diesen
Begriff gibt, der hat ihn sich bereits entworfen. Also 'gibt es' ihn. *
Doch
das bedeutet selber noch gar nichts. Die Frage ist immer nur, wann und
wo er gilt. Die wäre konkret zu beantworten. Der Satz, 'es gibt
Wahrheiten, aber keine Wahrheit', ist ein Wortspiel. Wenn ein Satz gilt,
und sei es unter tausendundeiner Bedingung, dann 'gibt es' Geltung;
aber das heißt nichts weiter als: Außer seienden Dingen gibt es Geist.
Was das sei, darüber darf man verschiedner Meinung sein. Aber dass es
so ist, kann nur ein Geistlo-ser bestreiten; doch der könnte es nicht bestreiten.
3. 2. 19
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Fichte hat im Ersten Hauptstück seiner Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre aus
dem Jahre 1796, das ich auf diesem Blog wiedergegeben habe, besagte
'Prinzipien' zusammengefasst. Nicht mi-nutiös entwickelt wie in der Nova methodo, sondern
eher lehrhaft vorgetragen, aber so musste es sein. Es sollte der Leser
(wie zuvor seine Hörer) bis an den Punkt geführt werden, wo die
transzendentale - kritische und spe-kulative - Rekonstruktion aus notwendigen Vostellungen innehält und eine
positive wissenschaftliche Deduktion aus Begriffen möglich wird.
Das gibt Anlass zu einer allgemeinen Betrachtung:
Vernunft
ist eine Tätigkeit und keine Sache. Sie erfordert einen Stoff, ein
Verfahren und eine Energie. Ihr Stoff sind die Begriffe, ihr Verfahren
sind die logischen Schlussregeln. Was ihre Energie ist, bleibt
einstweilen offen.
Die
Untersuchung der Vernunft in specie beginnt mit Kant. Sein erster
Gegenstand sind die Erfahrungsbegriffe. Es gibt darüber hinaus Begriffe
ohne sinnliches Substrat. Diese sind aus jenen abstrahiert; mit welchem
Recht?
Zuerst
ist da eine Flut sinnlicher Reize. Aus der greift wie mit Kellen die
Vernunft etliche heraus und fasst sie zu Begriffen zusammen. Die Kellen
identifiziert Kant als zwölf Kate-gorien und zwei Anschauungsformen.
Weiter geht er nicht.
Es
stellt sich erstens die Frage: Woher die Kellen? Und zweitens: Von
allein schöpfen sie nicht; es muss sie einer zur Hand nehmen. Und woher die Schlussregeln stammen, lässt Kant völlig unerörtert.
Fichte
begann, wo Kant stehenblieb: Die Begriffe wurden von Menschen
geschaffen, in-dem sie Kellen betätigten. Wie sie zu betätigen sind,
wussten sie, weil sie sie selber herge-stellt hatten. Die Spur verfolgt
er und stößt ganz am Schluss auf das Ich, das sich selbst setzt, indem es sich ein/em Nichtich entgegensetzt.
Die
Hypothese wäre zu verifizieren, indem der Schlusspunkt der Analyse zum
Ausgangs-punkt einer synthetischen Rekonstruktion genommen wird: Man
sieht dem aufgefundenen Ich Schritt für Schritt bei seiner Tätigkeit zu,
und wenn wir einen Weg finden, auf dem so die von uns eingangs
vorgefundene Vernunft lückenlos nachgebaut werden kann, so wird es der
sein, den die Vernunft wirklich gegangen ist.
Man
erkennt: Es ist die Geschichte ihrer Selbstschöpfung. Sie hat keine
andere Vorausset-zung als das Selbstsetzen eines Ichs. Daraus folgt alles
andere. Es folgte nicht aus Notwen-digkeit - unendliche viele Abwege
waren möglich (und werden faktisch auch gegangen wor-den und spurlos wieder verwachsen sein) -, sondern aus Freiheit, aber dass es folgte, war der faktische und logische Ausgangspunkt der Analyse, zu dem die Synthesis zurückgeführt hat.
Wir
finden in der Synthese, wie der Stoff entstanden und wie das Verfahren
selbst gesucht und gefunden wurde, wir müssen rückschließen, dass die
treibende Energie dieselbe war, aus der heraus das Ich sich überhaupt
erst gesetzt hat. Weil sie keine andere Bestimmung auf-weist als diese, nennt Fichte sie das reine Wollen.
*
Kritisch verfährt die Wissenschaftslehre in ihrem von Kant eröffneten ersten, dem analy-tischen Teil. In ihrem konstruktiv-synthetischen zweiten Teil verfährt sie spekulativ. Doch
spekuliert sie nicht ins Blaue hinein, sondern auf ein festumrissenes
Ziel hin: unser wirklich gegebenes System der Vernunft aus Begriffen und
Schlussregeln, über dessen treibende Energie wir uns inzwischen auch
klargeworden sind.
An diesem Punkt - dass ein System von Begriffen entstanden ist und dass sich das Denken Regeln geschaffen hat - ist die Vernunftkritik vollendet und hat die Wissenschaftslehre ihre Arbeit getan.
Was jetzt noch folgen kann, sind die positiven Bestimmungen der Wissenschaften in con-creto. Von
den kritischen Grundsätzen, die die Wissenschaftslehre in ihrem
analytischen sowohl wie in ihrem synthetischen Teil entwickelt hat, wird
sie sich in ihrer Erkenntnis lei-ten lassen; aber ihr Gegenstand werden sie nun nicht mehr.
*
Der Begriff des Rechts ist nun gefasst, und es kann aus Begriffen fortargumentiert werden.
6. 3. 19
Nota. - Die Leute im obigen Bild tanzen eine Sardana, einen katalanischen Volkstanz, bei dem sich die Kreise um einander drehen - in je entgegengesetztem Sinn.
Im engeren Sinn vernünftig wird, nämlich zu Begriffen kommt das Denken erst in den Maß, wie die Vorstellungen dureh das Kantsche Aprioi - die zwölf Kategorien und beide Anschauungsweisen - hindurchgegangen ist.
Ob oder ob nicht merkt man ihm selber nicht an, sondern erst seinen Leistungen: eben den Begriffen. Die Weisen, die Begriffe zu verknüpfen, stammt aber nicht aus der Form des Be-greifens selbst, sondern noch aus dem Vorstellen: nämlich dass Eines das Andere zur Gel-tung bringt, liegt schon im Vorstellen selber: Ich denke, dass...
In den Begriffen aber - wo eines so gültig ist wie das andere - ist die setzende Tätigkeit des Ich längst untergegangen. Man nennt es Logik und siedelt es irgendwo neben der Philoso-phie an, aber nicht in ihr. Denn nun - im System der Begriffe - ist es rein formal; aber nicht mehr material: und nicht mehr real.
Oder mit den Worten des Manns ohne Eigenschaften: "Ich schwöre Ihnen", erwiderte Ulrich ernst, "dass weder ich noch irgendjemand weiß, was der, die, das Wahre ist; aber ich kann
Ihnen versichern, dass es im Begriff steht, verwirklicht zu werden!" "Sie sind
ein Zyni-ker!" erklärte Direktor Fischl und eilte davon.
16. 10. 15
Nota II. -
Zwei Auffassungen der Vernunft sind möglich, beide hat Fichte jeweils
vertreten, offenbar ohne sich ihrer Unvereinbarkeit bewusst zu werden:
Erstens, Vernunft als Gehalt ist immer da gewesen, woher auch
immer sie kam, und Sache des zur Vernunft berufenen Menschen ist es,
ihre Gehalte nicht nur in der Vorstellung, sondern in seinen
Handlungen in der Sinnenwelt auf zufinden und zu realisieren. Zweitens, Vernunft ist die Tätigkeit der Vernunftwesen selbst, und nur durch sie werden sie, machen sie sich zu solchen. Hier ist der Gehalt nicht seit Ewigkeit gegeben, sondern problematisch als Projekt auf gegeben: das un-endliche Übergehen vom unbestimmt-Bestimmbaren zur Bestimmung.
In der ersten
Auffassung steht der Gehalt als Bestimmtheit schon immer fest. In der
zwei-ten Auffassung ist der Gehalt durch Fortbestimmen immer erst noch zu
er finden. Auf dem Standpunkt der zweiten ist Vernunft nur möglich als gemeinsames Handeln einer Reihe ver-nünftiger Wesen. Auf dem Standpunkt der ersten müsste auch einer für sich allein vernünf-tig sein können.
Vom Standpunkt der Transzendentalphilosophie ist nur die eine Auffassung möglich. Die andere wäre dogmatische Metaphysik auf mystischem Untergrund.
*) gr. problêma heißt Aufgabe
27. 3. 19
Nota III. - "Auf dem Standpunkt der ersten müsste auch einer für sich allein vernünftig sein können" - wenn nämlich die Vernunft ihrem Gehalte nach vorherbestimmt ist, kann es nur ein Zufall sein, wenn der eine ihr auf seinem Wege nicht nur begegnet, sondern sie als eine solche auch erkennt; aber der andere nicht.
Oder waltet eine unsichtbare Hand? Wessen Hand wäre das? Auf jeden Fall führte er sie mit Willkür. Es gäbe dann aber keinen Anlass, ihre Griffe für vernünftiger
zu erachten, als die irgendeines andern. Denn wenn ich ihn für GOtt
hielte, wäre die ganze Transzendentalphi-lophie für die Katz. So hat Jacobi die Sache verstanden, und ihm hat Fichte folgen wollen, aber denn doch nicht so ganz.
JE, 9. 6. 21