Das war ebenso zaghaft wie voreilig. Meine Welt gehört selber und ganz und gar in die Transzendentalphilosophie.
*
Das von der Einbildungskraft Hervorgebrachte, von der Vorstellung Angeschaute, im Be-griff Gemeinte ist Bild.
Als Bild ist es nicht von unserer Welt. An ihm werde ich nicht wir-Vernunftwesen, sondern Ich. Das ist meine Welt. Vernunft und unsere Welt beginnen da, wo das Gemeinte verge-meinschaftet, nämlich mitgeteilt werden kann. Das kann erst im Begriff geschehen. Im Be-griff im weitesten Sinn, von System und systematischer Verortung ist noch nicht die Rede, aber von Symbolisierung immerhin.
Das Symbol ist selber 'auch ein Bild', aber das Bild von einem Bild; ein vorgegebenes Sche-ma, das der Meinende nach einvernehmlichem Verfahren zu füllen hat – mit dem nun mut-maßlich miteinander-geteilten Bild. Wenn ich sage rot, darf ich annehmen, dass mein Zuhö-rer dieselbe Vorstellung in sich hervorbringt, die ich hervorgebracht habe, als ich rot meinte. Annehmen darf ich es, weil die Erfahrung lehrt, dass wir uns auch sonst verständigen kön-nen; warum also nicht dieses Mal? Aber ob oder ob nicht, kann ich nicht wissen, und den andern zum richtig-Vorstellen zwingen kann ich schon gar nicht; denn ich kann es ja nicht überprüfen.
Einbilden, anschauen und vorstellen liegen in meiner Welt. Unsere Welt beginnt erst bei den Begriffen. Dass sie in der Sprache der Begriffe zu mir reden, macht die 'Aufforderung' der 'vernünftigen Wesen' aus, die mich allein erst zur Vernünftigkeit veranlasst. Denn wozu könnte ich sie ohne jene gebrauchen?
28. 5. 15
Nachtrag. Unsere Welt ist zweifellos eine, die sich in Begriffen darstellen lässt. Doch von der handelt die Wissenschaftslehre gar nicht. Das Wissen, das sie begründet, soll sich in unserer Welt bewähren können, ja ja. Aber genetisch liegt es unter ihr; nämlich ihr zu Grun-de. Solange es nicht im Begriff bestimmt, sistiert und konserviert ist, lässt es sich nicht mit-teilen; wie also könnte es Unseres werden?
Gewissermaßen ist, was ich als meine Welt bezeichnet habe, das ureigne Feld der Wissen-schaftslehre. Zu allem, was sie genetisch konstruiert, sollte sich in 'meiner' Welt etwas an-schaulich Entsprechendes finden lassen;* was allerdings methodologisch unerheblich bliebe, weil es sich eben nicht... mitteilen oder gar überprüfen lässt.
Mitteilen, nämlich in Merkmale zerlegen und sie diskursiv nach geprüften Schlussregeln an einander knüpfen, lässt es sich nicht. Aber womöglich in Bildern zeigen. Das wird man Kunst nennen. Wohl mag es vorkommen, dass sich einer von diesem oder jenem Bild an eine Denkfigur der Wissenschaftslehre gemahnt fühlt. Aber er wird es für sich behalten müssen, denn Anschauliches lässt sich nur analog wiedergeben und nicht digital.
Anders gesagt - in Sachen von Kunst und Ästhetik sind Worte überhaupt nur metapho-risch brauchbar.
*) Nicht andersrum. Nur was sich in 'meiner' Welt als ein Schritt auf dem Wege zur Ver-nunft erweist, findet in der Wissenschaftslehre Beachtung. Was aus meiner Welt nicht auf den Weg zur Vernunft führt, gelangt auch nicht in unsere Welt.
9. 7. 18
Noch ein Nachtrag.
Das, wovon die Rede ist, ist in beiden Modi dasselbe. Aber die Modi - Redens-Arten - heißen einmal Anthropologie, das andre Mal Wissenschaftslehre. Das sind verschiedene Reflexionsebenen, und die gehen nicht 'ineinander über', sondern mal gilt diese, mal gilt jene. Die Wissenschaftslehre 'demonstriert' folglich allein in ihrem Geltungsbereich. Wer zwischen beiden Ebenen hin- und herpendelt, muss wissen, was er tut. War ich zuerst etwas zaghaft, war ich beim zweiten Ansatz zu grob.
Der Übergang, nämlich modale Sprung ist in der Wissenschaftslehre die Aufforderung durch die Reihe vernünftiger Wesen. Im wirklichen Leben verschwimmen beide Dimensi-onen ineinander, und wer heute hier eine Grenze zieht, wird sie morgen woanders suchen; und das wird der Anthropologe als ein "Schweben" ausmachen.
10. 9. 21
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