ikariam zu PhilosophierungenEine Vorstellung muss erst gewöhnlich werden, ehe sie sich als Begriff definieren lässt.
Mit andern Worten, sie muss zuvor schon in anderer Gestalt, als Bild, Erzählung, Witz die Runde gemacht haben, bis genügend Merkmale an ihr ausgemacht werden konnten, um sie in der Gesellschaft der andern Begriffe unverwechselbar einzugrenzen.
Ihr Erfinder mag sie von Anfang an 'als Begriff aufgestellt' haben; aber ein Begriff wurde sie doch erst, als die Andern sie im Geflecht der Begrifflichkeit untergebracht hatten.
Nota. - Hier ist die Rede nicht vom transzendentalphilophischen, sondern von den histo-risch-faktischen Begriffen, mit deren Hilfe wir unsere tägliche Kommunikation besorgen. Da soll eine neue Vorstellung Verbreitung finden, für die es noch keinen Ausdruck gibt. Ein solcher wird "aufgebracht", öfter auch mehrere, und im pp. Sprachspiel wird die eine oder andere ihrer Verwendungsweise zur üblichen, und dann ist es an der Zeit, diesen oder jenen von ihnen auszuwählen und definitorisch in das Netzwerk einzupassen, in dem der allge-meine Verkehr stattfindet.
Hier geht es um die Verallgemeinerung und Vereindeutigung einer neuen Vorstellung: des-sen, was gemeint ist. Das ist mal so weit und mal so eng bestimmt, wie es der Verständigung am dienlichsten ist. Das Gemeinte muss der Abnutzung, die es erfährt, indem es täglich über tausende von Zungen geht, standhalten, und weil es das mal besser und mal schlechter tut, kommen Missverständnisse auf, die zu Streitigkeiten Anlass geben. Dann entbrennt eine Schlacht um die Definitionen, bei der unter der Hand dem Gemeinten Veränderungen un-tergeschoben werden. So ist der Gang der Welt, und für versierte Definierer gibt es immer genug zu tun.
Der Transzendentalphilosophie geht es dagegen darum, wie eine Vorstellung überhaupt erst so bestimmt wird, dass sie behalten und weitergegeben werden kann. Das ist ein ganz ande-rer Kontinent.
10. 10. 21
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen