Sonntag, 24. September 2023

Das absolut Wahre.

 Bosch, Garten der Lüste         zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

"Wer nach Wahrheit sucht, kann auf das Absolute nicht verzichten" - so zitiert ein Beitrag der Neuen Zürcher  G. W. F. Hegel zu seinem morgigen zweihundertfünfzigsten Geburts-tag. Auch wenn es mich wurmt, dem großen Scharlatan Recht zu geben - an diesem Punkt kann ich nicht anders.

Aber...!

Angenommen, es gibt das Absolute, nämlich das Wahre - was wäre daran das Sinnstiften-de und Bedeutende? Dass es sie gibt? Wenn keiner davon wüsste, wäre es gehupft wie gesprungen. Das Wahre oder die Wahrheit ist nur etwas, sofern sie gilt. Nicht allein, dass von ihr gewusst würde; sondern dass die Willensakte der Menschen in ihrer Lebenswelt darauf gegründet werden. Nicht, dass dieser oder jener so handelt, und mancher doch nicht. Das läge in ihrem Belieben. Sondern dass ein jeder voraussetzt und voraussetzen kann, dass alle andern es ebenso halten.

Wahrheit ist, was als Maß aller Urteile selbstverständlich gilt. Was sie ist? Ach, was wahr ist, wäre ja in jedem Falle - ob es 'sie gäbe' oder nicht - strittig, und wäre es anders, würde es keiner brauchen. Entscheidend ist, dass es gilt; nämlich dass, wenn ohnehin gestritten wird, darüber gestritten wird. Denn nur das ist vernünftig. 

Die Suche nach dem Wahren ist nie etwas anderes als der Streit darum, was vernünftig ist.

Und was mehr ist, ist von Übel: Das Wahre und das, was bedingungslos gilt, sind dasselbe. Da ist keine Wechselbestimmung, sondern ein Pleonasmus. Mehr als danach suchen geht gar nicht.
26. 8. 20




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