…das, was ich einem Andern zwingend beweisen kann. Alles andere nehme ich nur an, wenn auch vielleicht mit größt möglicher Gewissheit.
Die Annahme einer Intelligenz außer mir ist nicht erst eine empirische, sondern schon eine logische Voraussetzung der Vernunft.
Juli 20, 2009
Das Zeitalter der Vernunft begann, als sich unter den Menschen die Annahme verbreitete, dass es für alle unsere Urteile ein gemeinsames Maß gäbe, an dem sich deren Gültigkeit bewähren muss. Dieses Objektive nennen wir Vernunft. Nur unter ihrer Voraussetzung hat Argumentieren überhaupt einen Sinn. Ohne sie könnte man auch würfeln oder die Fäuste entscheiden lassen - wie es bis dahin meistens geschah.
In Europa hatte zuvor die geoffenbarte Religion diesen Dienst erweisen sollen, doch un-bestritten - wenigstens seitens der weltlichen Mächte - waren ihre irdischen Vertreter als Schiedsrichter nie; und gar nicht mehr in Betracht kamen sie nach der Reformation und den Glaubenskriegen.
Der 30jährige Krieg hatte halb Europa in Schutt und Asche gelegt. Ohne Obersten Ver-mittler hätte die eben in Holland erblühende bürgerliche Gesellschaft nie eine Zukunft gehabt. Der Zusammenhang der beiden ist kein bloß historischer, sondern ein geneti-scher. "Vernunft nennen wir die Annahme, dass es ein Urteilsvermögen gibt, welches als einem Jeden in gleichem Maße gegeben vorausgesetzt, und dessen Betätigung einem Je-den in gleichen Maße zuzumuten ist." Der Westfälische Frieden war ein Vertrag, und auf dem Vertrag zwischen zwei als gleich-souverän geltenden Kontrahenten beruht die ganze bürgerliche Zivilisation: Austauschen heißt einen Vertrag schließen.
Zurück zum Ausgangspunkt: Dass ich das uns allen gemeinsame vernünftige Urteilsver-mögen im konkreten Fall regelmäßig angewendet habe, mag ich alleine glauben; aber ver-tragsstiftend kann mein Glauben erst sein, wenn er von den andern Gesellschaftsteilha-bern bestätigt wurde.
8. 11. 18
Die Annahme einer Intelligenz außer mir ist nicht erst eine empirische, sondern schon eine logische Voraussetzung der Vernunft.
Juli 20, 2009
Das Zeitalter der Vernunft begann, als sich unter den Menschen die Annahme verbreitete, dass es für alle unsere Urteile ein gemeinsames Maß gäbe, an dem sich deren Gültigkeit bewähren muss. Dieses Objektive nennen wir Vernunft. Nur unter ihrer Voraussetzung hat Argumentieren überhaupt einen Sinn. Ohne sie könnte man auch würfeln oder die Fäuste entscheiden lassen - wie es bis dahin meistens geschah.
In Europa hatte zuvor die geoffenbarte Religion diesen Dienst erweisen sollen, doch un-bestritten - wenigstens seitens der weltlichen Mächte - waren ihre irdischen Vertreter als Schiedsrichter nie; und gar nicht mehr in Betracht kamen sie nach der Reformation und den Glaubenskriegen.
Der 30jährige Krieg hatte halb Europa in Schutt und Asche gelegt. Ohne Obersten Ver-mittler hätte die eben in Holland erblühende bürgerliche Gesellschaft nie eine Zukunft gehabt. Der Zusammenhang der beiden ist kein bloß historischer, sondern ein geneti-scher. "Vernunft nennen wir die Annahme, dass es ein Urteilsvermögen gibt, welches als einem Jeden in gleichem Maße gegeben vorausgesetzt, und dessen Betätigung einem Je-den in gleichen Maße zuzumuten ist." Der Westfälische Frieden war ein Vertrag, und auf dem Vertrag zwischen zwei als gleich-souverän geltenden Kontrahenten beruht die ganze bürgerliche Zivilisation: Austauschen heißt einen Vertrag schließen.
Zurück zum Ausgangspunkt: Dass ich das uns allen gemeinsame vernünftige Urteilsver-mögen im konkreten Fall regelmäßig angewendet habe, mag ich alleine glauben; aber ver-tragsstiftend kann mein Glauben erst sein, wenn er von den andern Gesellschaftsteilha-bern bestätigt wurde.
8. 11. 18
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