Hans Erni? zu Marxiana
Dass die Arbeit die
Quelle allen Reichtums sei, ist die bürgerliche Idee par excellence,
denn sie heißt nichts anderes als dass der Reichtum eo ipso "Wert" sei;
er ist aber Gebrauchs-wert.
Dem enspricht die Vorstellung, dass die Arbeit der Rechtsgrund des Eigentums sei ("For-mation"; vgl. Fichte gg. Rousseau); der ist aber die Okkupation, sonst nichts. Hat alles nur seinen Sinn als Polemik gegen die Grundrente, d. h. das Grundeigentum.
Dass am Beginn der
Arbeiterbewegung die "sozialistischen Ricardianer" die Polemik um-gedreht
und gegen das Kapital gewendet haben, ist ebenso "normal", wie dass die
franzö-sische Arbeiterbewegung in ihrem Beginn auf die Ideen der franz.
Revolution zurückge-griffen hat. ...
11. 4. 87
Der Mensch ist nicht 'an sich' Arbeiter. Das wird er erst in der Arbeitsgesellschaft - "auf den Begriff gebracht" in der Großen Industrie: der kapitalistischen Produktionsweise. 'An sich' ist der Mensch aber Konsument - unabhängig von der Gesellschaftsform, in der er lebt. Und als einem solchen geht es ihm um den Gebrauchswert der Dinge - ob sie nun Arbeits-produkte sind oder in Gottes freier Natur fix und fertig vorgefunden werden, wie etwa im Schlaraffenland.
Tauschwert hat ein Ding nur, sofern es Arbeitsprodukt ist - oder doch auf dem Markt mit Arbeitsprodukten konkurrieren muss: Ausschlaggebend ist, dass in der bürgerliche Gesell-schaft die Menschen nicht erst als Produzenten, sondern schon als Konsumenten auf den Markt angeweisen sind. Dort gilt allerdings das Naturprodukt dem Arbeitsprodukt gleich. Mit dem feinen Unterschied, dass ein Naturding genommen werden muss in der Qualität und Quantität, in der es vorgefunden wird; während ein Arbeitsprodukt nach Quantität und Qualität vermehrt werden kann - und ipso facto den Preis bestimmt.
Vom Standpunkt des Kapitalisten - Industriellen oder Kaufmann - ist das Ding vor allem andern Ware, und an der interessiert ihn der Tauschwert - nämlich soweit er höher ausfällt als die Produktionskosten; weil Arbeit Mehr wert abwirft.
Reichtum ist, stofflich betrachtet, Mannigfaltigkeit der Bedürfnisse; aber das Bedürfnis gilt dem Gebrauchswert. Ob er vom Baum gefallen ist, mit eigner Hand verfertigt oder einge-tauscht wurde, ist dem Bedürfnis gleichgültig.
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