Dienstag, 7. Oktober 2025

Wie beide Welten entstanden sind.

                                                        zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Objekt im Raum aber heißt Materie; folglich ist ursprünglich Materie.

Wenn dies nun so ist, so wird nicht nur, wie im vorigen Paragraphen das Objekt und wie im jetzigen der Raum, - sondern beide werden vorausgesetzt. Beide sind in demselben Akte das Bestimmbare in aller Vorstellung. Materie ist die Synthesis des Raums mit dem Objekte - so ists auch im Praktischen. Ich kann die Materie teilen, zusammensetzen, aber nicht wegschaf-fen, nicht vermehren, nicht vermindern; / wo wir hin denken, finden wir Raum, weil wir überall Materie denken.

Auf diesen Satz kommt es vorzüglich an. Wir sehen hier die Entstehung der ganzen Kör-perwelt, ja unserer gesamten, auch der Geisterwelt, denn es wird sich zeigen, dass unsere Geisterwelt nichts ist als eine Abstraktion von der Körperwelt. 

Wir haben jetzt die Einsicht erhalten, wie uns die Welt entstehen müsse; wir brauchen kei-nen gegebenen Stoff vorauszusetzen. Alles Objektive, und das Objektive hebt von der Ma-terie an, entsteht in uns; ich bin ursprünglich beschränkt, und diese Beschränktheit, wenn ich darauf reflektiere, ist das Gefühl. Das Gefühl lässt sich allenfalls für das Gegebene hal-ten, allenfalls, denn es ist auch nur ein Gefühl, in wiefern ich darauf reflektiere.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 112f.
 
 
Nota. - Metaphysik ist das nicht, aber eine Art Ontologie ist es, von hinten betrachtet, schon: Nicht was ist, ist ihr Thema, sondern das, was wirk lich ist: Wirklich ist, was wirkt. 
 
Das allerdings ist die Sichtweise eines unbeteiligten Betrachters: objektiv. Nicht aber die des-sen, der selber wirkt: der das Wirken anschaut, weil es sein eignes ist; währemd der Betrach-ter nur reflektiert. Der eine ist produktiv, der andere schaut zu. Der eine steht auf der ers-ten, der andere auf der zweiten semantischen Ebene. Man kann sie gegen einander vertau-schen und, wenn man nicht achtgibt, mit einander verwechseln.
 
Nota II. - Meine Unterscheidung von meiner und von unserer Welt ist ganz etwas anderes. Die liegen beide auf derselben Ebene; bleibt aber festzustellen - im je gebenen Fall -, ob bei-de auf dieser oder beide auf jener Ebene; sie tun's nämlich nicht an und für sich, sondern je nachdem, auf welcher gerade geredet wird.
JE 
 
 

Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

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