Dienstag, 14. Oktober 2025

Arbeit ist nicht Formation, sondern Aneignung.

                                                                       aus Marxiana

Arbeit ist nicht an und für sich "Formation" - wie sie Rousseau auffasst, nämlich als Be-gründung von Eigentum -, sondern Aneignung, Okkupation - nämlich ursprünglich des Bodens (so wie Fichte, 'Naturrecht', das Eigentum auffasst); der Akt des Aneignens der Naturdinge an ein Bedürfnis
8. 7. 87 

Es ist völliger Quatsch, dass bei Hegel die Arbeit "Entäußerung" des "Wesens" wäre - sie ist vielmehr und ganz richtig Vermittlung zwischen den Bedürfnissen* und den 'Natur'-Gegen-ständen; siehe § Arbeit in der 'Rechtslehre'.
4. 6. 88

*) Die sind bei H. allerdings Naturdaten und keineswegs 'thetisch'.

Arbeit ist nicht 'Tätigkeit überhaupt', nicht Produktion "überhaupt", sondern zweck mäßige Tätigkeit - im Begriff des Zwecks liegt eben schon ihre objektivierende Dimension - nicht umgekehrt!
24. 9. 1985

Stofflich betrachtet ist Arbeit nicht 'Verausgabung' einer 'Kraft' oder Realisierung eines Vermögens; sondern lediglich Aneignung, d. h. Subsumtion des Naturgegenstands unter das Bedürfnis - und zwar dies unerachtet ihrer technischen Bestimmtheit, unerachtet auch - d. h. gerade! - des jeweiligen Quantums Energie, welches die reelle Subsumtion ("Fassung") dieses bestimmten Dings unter dieses bestimmte Bedürfnis (seine Geschicktmachung für den Verbrauch) erheischt. 

Aber auch bei der formalen Bestimmung der Arbeit als abstrakt-allgemeine, nämlich als Ver-ausgabung (eines jeweiligen Quantums) von Arbeitskraft kommt es nicht an auf Materiali-sierung von Kraft strictu sensu, d. h. von Energie, sondern auf die Realisierung eines Ver-mögens: Akt ualisierung von dynamis qua energeia; nicht stoffliche Konkretion, "Gerin-nung" der Energie selbst (die ja dann zugleich ihre eigene Dynamis wäre). 

Die Vorstellung von "Arbeit im Allgemeinen" als Umsetzung, Vergegenständlichung von reeller Kraft, Energie expressis verbis abgewiesen von Engels - ausgerechnet! - in einem Brief an Marx vom 19. 2. 1882 über den Aufsatz des russischen Naturwissenschaftlers Podolinski in MEW 35, S. 133ff.: "Ökonomische Verhältnisse in physikalischen Maßen darstellen zu wollen ist meiner Ansicht nach rein unmöglich... Aber physikalische Arbeit ist darum noch lange keine ökonomische Arbeit." 

Vgl. Dialektik [in] der Natur, Bln. 1961, S. 84-99 und 330ff.; aber der Grund, warum ökono-mische Arbeit nicht in physikalischer Arbeit darzustellen ist, ist Engels anscheinend nicht klargeworden! Für ihn scheint es mehr ein rechnerisches Problem zu sein: zu welcher Quote die vom Arbeiter verzehrte Energie in seinem Produkt reproduziert und fixiert, und zu wel-cher Quote sie als "ausgegeben" gerechnet werden muss. Dass das Problem aber darin be-steht, daß Arbeit als solche immer erst gebrauchswertsetzend, d. h. Bedürfnis-befriedigend sein muß, was eine qualitative Bestimmung ist, die sich als solche nicht in quantifizierende Bestimmungen umsetzen läßt; und daß in der quantitativen Bestimmung der Arbeit durch den Wert nicht auf eine Natureigenschaft, sondern auf eine soziale 'Eigenschaft' der Arbeit: die gleich-Geltung der von der Arbeit bedienten Bedürfnisse für die gesellschaftliche Ge-samtheit abgesehen ist - das mag ihm geschwant haben; aber begriffen hat er's nicht.
10. 1. 1987

Arbeit ist Aneignung; Arbeit im stofflichen Sinn ist: Tauglichmachung des Gegenstandes zum Gebrauch, Gebrauchs'wert'. Verfügbarmachung für das Bedürfnis, Zurecht machung ... Aufhebung, d. h. eine bestimmte Negation seiner 'Gleichgültigkeit gegen menschliche Zwe-cke', d. h. eben seiner Gegen-Ständ lichkeit. (Das dabei erforderliche Quantum Energie 'tut nichts zur Sache', verbotenus; überhaupt: keine physische, keine physikalische Bestimmung, also auch nicht "Verausgabung von Kraft", nicht einmal 'Realisierung eines Vermögens'.)  
17. 1. 1987
aus meinen Notizen. 

Realisierung eines Vermögens oder nicht Realisierung eines Vermögens? Nicht, wenn man unter Vermögen ein angestautes Quantum Kraft versteht. Wohl, wenn man darunter die Fä-higkeit versteht, Absichten zu fassen. Darauf kommt es nämlich an: Das (physiologische?) Bedürfnis muß zu einer (mentalen) Absicht werden, damit Arbeit geschieht. Die Absicht ist dynamis.
17. 8. 2016
 
Von Arbeit in einem ökonomischen Sinn kann überhaupt erst seit Aufkommen des Acker-baus und eo ipso der "Arbeitsgesellschaft" gesprochen werden. Dass der Lebensmitteler-werb von Jägern und Sammlern Aneignung ist und nicht Formierung, springt ins Auge.
30. 11. 2016  
 
 
Nachtrag. Ein ganz Schlauer könnte sagen: Formierung zum Zweck der Aneignung ans Be-dürfnis wohl, aber Formierung eben doch! Alles nur Haarspalterei - das Eine so gut wie das Andere. 
 
Ja wenn es bloß um Begriffe ginge! Die stünden gutbrüderlich füreiander ein und sachlich wäre jeder Streit überflüssig. Doch um Begriffe geht es eben nicht, sondern um ein aktuales Verhältnis. Es soll nicht wiedergeben werden, was ist, sondern herausgefunden werden, was wozu geschieht. Im Begreifen ist das eine das andere wert, punctum. Im Vorstellen geht es aber darum, was weswegen getan wird: Dass etwas getan wird, wäre auch nur eine Beobach-tung; doch zu welchem Zweck etwas getan wird, ist eine Erkenntnis: Es soll eine Dynamik dargestellt werden, und dafür ist der Begriff zu dürftig. Das 'Bedürfnis' ist eben kein Fakt wie irgendein anderer, sondern ein selbstgesetzter Zweck. So erhält der Bericht eine Rich-tung.
JE 

Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

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