J. Ribera, Peter und Paul zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Er: Was tust du?
Ich: Ich suche nach Wahrheit.
Er: Was soll denn das sein?
Ich: Wenn ich das wüsste, müsste ich ja nicht suchen. Ich könnte zuversichtlich und ge-wissenhaft an meinem Werk weiterbauen.
Er: Wenn es Wahrheit aber gar nicht gibt? Du würdest endlos herumtaumeln, ohne einen Schritt voranzukommen.
Ich: Dass es etwas, was ich für Wahrheit halten könnte, gar nicht gibt, kann ich schlech-terdings nicht wissen. Ich kann bestenfalls wissen, dass das, was ich gefunden habe, noch nicht das ist, was ich gesucht habe.
Er: Woher weißt du aber, dass du nicht auf einem Holzweg bist?
Ich: Ich kann nur wissen, ob die Gründe, die ich mir voraussetze, haltbar sind. Das muss ich mich jederzeit fragen, und wenn ich finde, dass ich nachlässig war, muss ich an dieser Stelle nochmal neu anfangen - wohl wissend, dass, was ich heute als Irrtum erkenne, sich später als gar nicht so falsch erweisen kann.
Er: Und wenn du einen Irrtum übersiehst?
Ich: Seit Gutenberg ist das Wissen öffentlich - erst für wenige, seit dem Internet für Kreti und Plethi. Ein Irrtum bleibt nicht lange unentdeckt (wenn du genügend Leser fandest - aber das ist ein reelles Problem und kein logisches).
So lange muss ich mich damit zufriedengeben, dass ich immer so gedacht habe, als ob es sie gäbe. Näher wird man der Wahrheit nicht kommen - es sei denn, man fände sie
eines Tages tatsächlich, und wüsste, wer oder was sie ist.
Er: Ach, "unendliche Annäherung"? Was für ein Humbug! Wenn sie unendlich ist, ist sie keine Annäh erung.
Ich: Nicht für die Wahrheit - von der wir nicht wissen können, ob es sie gibt, solange wir sie nicht gefunden haben -, aber für mich ist es ein Unterschied, und mich gibt es, mich habe ich gefunden.
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