Dienstag, 4. Juli 2023

Diskursivität und Unfreiheit.

 turnlol.com                   aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Begreifen heißt, ein Denken an ein anderes anknüpfen, das erstere vermittelst des letzteren denken. Wo eine solche Vermittlung möglich ist, da ist nicht Freiheit, sondern Mechanis-mus. Einen Akt der Freiheit begreifen wollen, ist also absolut widersprechend. Eben wenn sie es begreifen könnten, wäre es nicht Freiheit.
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J. G. Fichte, Das System der Sittenlehre nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW IV, S. 182


Nota. - Das diskursive Denken ist der Geltungsbereich der Denkgesetze. Natürlich sind wir nicht mehr frei, sobald wir uns dem geltenden System der bewährten Begriffe und der gesi-cherten Schlussregeln unterwerfen. Nur in seinem Rahmen können wir uns bewegen und nach seinen Vorschriften.

Ob wir aber vernünftig werden - oder richtiger: als wir zu Bewusstsein kamen, bleiben - wollten, stand uns frei (wobei man sich immer fragen mag, ob einer den Irrsinn frei wählen konnte)

Das heißt nicht zugleich, dass ich in meinem Vorstellen nicht mit einem freien Akt etwas neu anfangen kann. Ich würde es aber im Kreis der Reihe vernünftiger Wesen zur Anerken-nung bringen müssen. Erzwingen kann ich die Anerkennung nicht: Wenn es wirklich neu ist, lässt es sich aus geteilten Prämissen nicht deduzieren. Ich muss die Andern wo mög-lich verlocken. Lockstoff ist das Ästhetische.
JE, 5. 12. 18

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