Sonntag, 18. Dezember 2022

Dieter Henrich ist tot.

                                                                        zu Philosophierungen

Als in den späten sechziger Jahren an den deutschen Universitäten das adornitische Feu-illeton den Ton angab, hat Dieter Henrich dort sozusagen im Hinterzimmer das seriöse philosophische Studium des Weges "von Kant zu Hegel" heimisch gemacht. Er wird in diesen Tage allenthalben dafür gelobt und auch gefeiert werden.

Es tut seinen Verdiensten keinen Abbruch, wenn eine leise Stimme am Rande ein Ver-dienst benennt, das er sich versagt hat: Er hätte als Einziger genügend Gewicht gehabt, das üble Märchen vom Deutschen Idealismus aus den Kompendien zu verjagen. Von Kant zu Hegel führt keine Übergang. Da liegt ein Bruch, über den kein Steg führt. Das herauszustellen hat Henrich versäumt.

Vernunftkritik statt Theory Of Mind.

Man mag meinen, indem er das Interesse seiner Studenten auf das Philosophieren der Jenaer Frühromantik gelenkt hat, habe er dafür die Weichen gestellt. Hat er nicht ganz besonders "Fichtes ursprüngliche Einsicht" hervorgehoben, wonach der Fortschritt im Begriff der Freiheit nicht in der Selbstbewegung des Begriffs, sondern im apriorischen Wollen einer sich wirklich befreienden Intelligenz begründet ist? 

Doch wie die Dialektik so spielt: Der Wink war mit dem Untertitel versehen: Aber weiter nicht!

Dergestalt aus ihrem transzendentalen Bedingungsverhältnis gerissen, reicht diese 'ur-sprüngliche Einsicht' gerade zu einer "Bewusstseinsphilosophie" hin, die amerikanischen Systematikern zu einer Theory Of Mind verhilft. Worauf es aber angekommen wäre, ist die Bereinigung und Wiederherstellung der Wissenschaftslehre. Denen hat Dieter Hen-rich vielmehr einen Stein in den Weg gelegt.




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Noumena.*

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