Freitag, 2. Dezember 2022

Dependenz: Zeit als Folge und als Dauer.

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Alles mein Denken, durch das ich mich eigentlich konstruiere, ist das Denken eines Ichs, in dem ein Mannigfaltiges liegt, nämlich Zweckbegriff und Handeln. Dieses wird erstens durch mein Denken unterschieden, also zweitens dadurch in ein Verhältnis gesetzt, in welches? In das der Bestimmbarkeit und Bestimmtheit oder Dependenz, id est das Ver-hältnis in der Zeit: Das Bestimmbare geht dem Bestimmten voraus, der Zweck/begriff geht dem Wollen voraus. -

Ist 'wirklich' erst Entschluss als Wille? Bedeutet 'wirklich' Wahrheit vor der reinen Ver-nunft, so ist die Antwort: Nein, Wollen und Deliberieren und das Verhältnis, in das ich sie setze, ist alles bloß Erscheinung; mein Bewusstsein geht nicht aus von Wollen, Zweckbe-griff und Wahrnehmung eines Objekts, sondern es geht von allen aus, ist alles, in der Er-fahrung erst trenne ich es.


Der einfache Lichtstrahl fällt in ein Prisma und liefert verschiedene Farben. Niemand sagt, der Lichtstrahl sei diese Farben, sondern er sei einfach und durchs Prisma zerstreut. So lässt man sich wohl auch gefallen, wenn man von der Idealität des Raumes redet, aber wenn man in die Zeit hereinkommt und einsehen soll, auch da ist ein einfacher Strahl, der in keiner Zeit ist, ist auch nur so ein Prisma, nämlich unser sinnliches Vorstellungsvermö-gen, durch das die Ausdehnung in der Zeit entsteht. Allein dies muss man begreifen.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 185f.


Nota. - Als System gedacht, ist die Vernunft außerhalb der Zeit; für sie ist Alles auf ein-mal. Wenn aber ihre Tätigkeit bestimmen ist, dann ist für das Bestimmende zuerst ein Be-stimmbares und dann ein Bestimmtes. Sachlogisch muss ein Vorher-Nachher notwendig hinzugedacht werden. Statt einer Kausalität, wie in der Wirklichkeit, geschieht hier eine Dependenz: Nur wenn das eine geschieht, kann das andere folgen. Im Unterschied zur förmlichen Kausalität lässt sich das Verhältnis nicht umkehren. Vorstellen hat, wie alles Handeln, eine Richtung.

So im Modell. In der Wirklichkeit kommt die Dauer hinzu, sie lässt uns die Zeit lang oder kurz werden, und sie entsteht, indem das wirklich vorstellend handelnde Ich beim Bestim-men zwischen zwei Zweckbegriffen zu wählen hat. Und das dauert

Die Zeit hat eine notwendige und eine hinreichende Bedingung. Die müssen gegeben sein, sonst ist sie nicht; nämlich nicht vorstellbar.

JE, 13. 8. 18




Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

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