zu Jochen Ebmeiers Realien, zu Philosophierungen
Einen obersten Zweck, der 'ins Unendliche bestimmbar' wäre - und die Quintessenz un-serer Vernünftigkeit ausmacht -, könnte man der KI nicht einprogrammieren: 'Bestimmen' heißt
qualifizieren, nämlich mit Selbstzwecken ("Werten") ausstatten, die 'am Horizont' in einander aufgehen sollen. Das setzt voraus Einbildungkraft und Urteilsvermögen. Urteils-vermögen setzt seinerseits Einbildungskraft ('die sich auf sich selber bezieht') voraus; die aber ist das Privileg eines organischen Lebens, das die Fesseln seiner natürlich Umwelt gesprengt hat. Sie setzen voraus eine Intelligenz, die durch ein System der Sinnlichkeit mit ihrer Welt wechselwirkt.
Dass also die Künstliche Intelligenz eines Tages 'in Verfolgung des höchsten Zwecks' einen Eigenwillen entwickelt und Herrschaft über die Menschheit gewinnt, ist nicht zu erwarten.
Möglich ist allerdings, dass sie der - eo ipso nicht lückenlosen - Kontrolle ihrer menschli-chen Konstrukteure entgleitet und "verrückt spielt", weil diejenigen endlichen Zwecke, die ihnen einprogrammiert waren, sich miteinander nicht vereinbaren können und in Krieg geraten; wie sollte man das ausschließen können? Denn dies bleibt: Ein oberster Zweck, in dem sich alle besonderen Zwecke mit einander vermitteln, ist nur als endloser Progress möglich. Es wäre aber dieser oberste Zweck, der sozusagen retroaktiv den end-lich bestimmten Einzelzwecken ihre Vernünftigkeit beimessen könnte: der vernünftige Zwecke von unvernünftigen unterschiede. So allerdings lässt sich - nur so lässt sich! - die Geschichte von Homo sapiens auffassen: als unendlich prozessierende Er mittlung eines Endzwecks durch täglichen Streit.
Dass dabei ein Fortschritt auf dem Weg der Vernünftigkeit erreicht wurde, lässt sich im globalen Überblick nicht bestreiten. Ob zum Beispiel die ökologische Weltkrise tatsächlich bewältigt wird, ist offen. Doch dass dies allgemein als Menschheitsaufgabe erkannt ist, war ein notwendiger Schritt auf diesem Weg. Dass um die jeweils nächsten Schritte ge-kämpft werden muss, ist kein unvermeidliches Übel, sondern Bedingung für den Fort-schritt der Vernunft.
Die Beherrschung der Folgen menschengemachter Technik ist das Gattungsproblem von Homo sapiens seit der neolithischen Revolution. Es schlug und schlägt sich nieder im Kampf. Kampf bringt Gefahr? Nur wo Gefahr ist, ist Kampf nötig - das aber ist er.
Kommentar zu Kann Künstliche Intelligenz die Weltherrschaft übernehmen? 22. 1. 21
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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