Das war aber nicht die Absicht, aus der heraus die Philosophie entstanden ist. Sie wollte im Gegenteil ein positives Wissen, das als Wegweiser zur richtigen Lebensführung taugt. Die Kritik zeigt nun: Mit theoretischen Mitteln ist das nicht zu haben. Die richtige Lebens-führung lässt sich nicht ergründen, sondern kann nur entworfen werden. Sie muss frei er-funden werden, und ihr einziger Maßstab* ist Schönheit – nämlich ob sie vor allem Inter-esse gefällt. Da kann die theoretische, wissenschaftliche, kritische Philosophie allerdings sekundär behilflich werden: indem sie die Interessen ans Licht zieht und abweist.
Daraus erhellt aber zugleich, dass der Maßstab zur Beurteilung des Wissens nicht in ihm selber aufzufinden ist, sondern ihm 'vor'-, d. h. übergeordnet war. Die 'Begründung' des Wissens geschieht actu im 'metaphilosophischen' Raum – und hat sich in der praktischen oder Lebensphilosophie zu bewähren. Sie ist eine pragmatische Fiktion, und insofern eben doch: 'Hypothese', genauer: Hypostase. Ist nicht proiectio, sondern proiectum. Und dies ist das einzige 'Interesse', das der Kritik standhält.
*) Einen Urteilsgrund gibt es nicht. Und ein Urteil ohne Grund nennen wir 'ästhetisch': Es hat als Anhaltspunkt nichts als den Geschmack.
irgendwann in 2010
Nachtrag. - Wenn Sie, wie ich nur wünschen kann, schon öfter auf diesem Blog waren, werden Ihnen diese Zeilen nicht ganz unbekannt vorkommen. Das liegt an meiner unver-meidlich fragmentarischen Darstellungsweise: Wenn nicht alles linear und diskursiv aus einem einzigen Blickwinkel hergleitet wurde, muss man ab und zu hinter sich greifen, um die sinnhafte Einheit wieder herzustellen. Dabei wird es dann möglich und fast nötig, schon dagewesene Gedanken pointierter zusammenzufassen als beim erstenmal.
23. 10. 22
Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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