Donnerstag, 24. April 2025

Kausalität ist Bedingung aller Erfahrung.

                                                           aus Philosophierungen

... geht es aber noch darum, den Begriff der Erfahrung unter den Begriff der Denknotwen-digkeit zu bringen. Einem, der nicht weiß, was gemeint ist, kann man 'Erfahrung' nicht er-klären: nicht aus Begriffen zusammen- setzen. Es ist wie mit der Kausalität: Begreifen kann man vorher/nachher, aber wegen muss man allbereits im Auge haben, um es anschauen zu können.

Und tatsächlich beruht alles, was wir unter Erfahrung verstehen - die Ableitung von Denk-bestimmungen aus physischen Reizen -, auf der Vorstellung von Kausalität. Und zuvor schon galt uns als Prüfstein der Vernünftig- keit, als Grundstein der Vernunft, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Das Zeitalter der Vernunft ist dasjenige, in dem ein Jeder da-nach beurteilt wird, ob und wie weit er in der Welt nach dem Verhältnis von Ursache und Wirkung fragt.


Im wirklichen Bewusstsein des Alltagsmenschen ist Kausalität dasjenige in der Welt, das ihren Sinn ausmacht - nämlich einem gerechtfertigten Zweck dient, der seinerseits als Na-turzweck alias Weltgesetz vorgestellt wird.
10. 1. 19 

 
 
Nachtrag. - David Hume hatte gegen den Sensualismus seiner Zeitgenossen geltend ge-macht, dass das Verhältnis von Ursache und Wirkung in keiner Weise sinnlich zu erfahren sei. In Raum und Zeit gibt es nur vorher und nachher, nicht aber wegen: Das müsse man sich hinzu denken.  
 
Das war genial und verführte Kant zur Vernunftkritik.
 
Nur - irgendwie falsch ist es doch. Irgendwie erfahren wird Ursächlichkeit wohl schon. Nämlich so: Wenn ich dieses oder jenes bewirken will, muss ich dieses oder jenes tun. Das ist die Mutter aller Erfahruungen, die ein Mensch überhaupt machen kann. 
 
Nur ist es in das Gattungsgedächtnis nicht in seiner ursprünglich-anschaulichen Gestalt eingegangen, sondern wurde wie jeder bestimmte Gedächtnisinhalt aus der Reflexion auf sie umgekehrt gemerkt: 'Alles, was geschieht, muss von einem (!) gemacht worden sein.' Sorum wurde es aber dogmatisch und falsch; handeln und der Handelnde fielen untern Tisch.
25. 4. 22





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Mittwoch, 23. April 2025

Metaphilosophie.

                                                                aus Philosophierungen

Die Prämisse, "dass Warheit ist",  ist nichts anderes als die Annahme, dass das Leben einen Sinn hat. Ich meine: nichts anderes.
aus e. Notizbuch, 26. 2. 05 

Nachtrag I, 6. 10. 14.
Das erhellt den Aufstieg der sog. Weltreligionen nach dem Ende des mythischen Zeitalters. Während in den Mythen und polytheistischen Glaubenslehren verschiedene heilige Kräfte von unterschiedlicher Gewalt mit einander ringen, verkünden Buddhismus, Christentum und Islam eine Wahrheit. Vorher gab es eine solche Vorstellung gar nicht. Und vorher gab es die Vorstellung, dass du dein Leben führen musst, damit es seinen Sinn erfüllt, ebenso-wenig.

Nachtrag II, 7. 2. 22
Beides natürlich nicht als theoretischer Satz, sondern als praktisches - pragmatisches - Po-stulat.

 

 

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Dienstag, 22. April 2025

Der Mensch muss urteilen.

Millet                                       zu Philosophierungen

Die Conditio humana beruht auf diesem einen: Der Mensch muss urteilen. Urteilen heißt, über die Bedeutungen befinden. Einem Ding eine Bedeutung zuerkennen ist: urteilen, dass eines, das erscheint, einem unterliegt, das gilt. Geltung ist dasjenige 'an' den Erscheinungen, das zum Bestimmungsgrund für mein Handeln wird. Handeln und Urteilen sind Wechsel-begriffe. Handeln heißt nicht bloß, etwas tun - das tut das Tier auch; sondern: einen Grund dafür haben. Der Mensch muss handeln und Der Mensch muss urteilen bedeuten dasselbe.
 aus e. Notizbuch, 9. 9. 2003

Handeln, heißt es anderswo, ist mehr als bloß etwas tun: Es ist eine Tätigkeit, der dauernd widerstanden wird. Denn spätestens, wenn sie gegen einen ersten Widerstand fortgesetzt wurde, folgt sie einer Absicht und ist nicht länger zufällig, sondern bestimmt.

 

 

Tun und Sein ist dasselbe.

Matteo Pugliese                                   aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Das sich Bestimmende, sich selbst zu etwas Bestimmten Machende ist das Ich. 'Das Ich findet sich' heißt daher: Es findet dieses sich-selbst-Bestimmen, denn es ist nicht, wie der Dogmatiker sagt, so, dass die Begriffe in mir als etwas fertiges Erstes lägen. Und 'Dies ist der erste Begriff' heißt selbst: Er wird erzeugt aus einem Mannigfaltigen, welches dargelegt ist. Dass dies sich-Machen-zu-einem-Bestimmten gefunden werde, dazu gehört Verglei-chung meines Seins (des Bestimmten) und meines Tuns (des Machens zu diesem Bestimm-ten).

Aber wie weiß ich, dass ich es tue? Dies dadurch, dass ich unmittelbsr von meinem Tun weiß, und dass ich selbst das sei, weiß ich
[dadurch], dass ich unmittelbar von diesem Sein weiß. Darauf bedarfs keiner weiteren Antwort; also bloß darauf, wie ich wisse, dass aus jenem meinem Tun dieses Sein folge; und die Lösung dieser Aufgabe wäre die Deduktion des Selbstbewusstseins und mit ihm alles anderen Bewusstseins. -

Tun und Sein sind ganz dasselbe, nur von verschiedenen Seiten angesehen. Diese doppelte Ansicht muss sein, wenn ein Ich sein soll, aus ihr geht erst das Ich hervor. Sieht das Ich sein reines Denken durch die Einbildungskraft hindurch, so entsteht ihm ein / Tun. Denkt es das wieder, was durch die Einbildungskraft dargestellt ist, so wird es zum Sein. Das reine Denken und Wollen macht also notwendig das Ich aus. Wie ein Ich gesetzt ist, ist es gesetzt; wie ein Ich gesetzt ist, ist ein Bewusstsein gesetzt wie das beschriebene.

- Das Ich ist kein einfacher Begriff, da es überhaupt keinen einfachen Begriff gibt; es ist zusammengesetzt auf die beschriebene Weise.
_______________________________________________________________________J . G.  Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 214f.  

 
Nota I. - 'Da es überhaupt keinen einfachen Begriff gibt': natürlich nicht, denn der Begriff ist nicht originär, originär ist das Gefühl. Der Begriff ist doppelt reflektiert, er ist das Pro-dukt idealer Tätigkeit. Nur als Begriff gibt es ein Sein.
9. 4. 17

Nota II. - Von totem Sein ist andernorts die Rede. Das Sein beginnt da, wo das Handeln aufhört; Sein und handeln höben einander auf.

Von bestimmt-Sein ist oben die Rede. Bestimmtsein ist das Ende von bestimmen. Bestim-men ist das Übergehen von Bestimmbarkeit zu Bestimmtheit, ist Bestimmung. Alle Tätig-keit ist bestimmen, alle Tätigkeit ist übergehen, übergehen ist das einzig Reale. Sein ist die Aufhebung von Tätigkeit und Übergang im Begriff. Im Begriff ist nicht das Übergehen ge-fasst, sondern Stillstand.
JE 12. 11. 18
 
 
 

Montag, 21. April 2025

Vorstellen heißt ins Verhältnis setzen.

wikipedia                                          aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Alle unsere Vorstellungen sind Vorstellungen von Verhältnissen, aber zuletzt müssen wir doch auf etwas zu Grunde Liegendes kommen. Dies ist aber nicht an dem, wir kommen auf etwas Ursprüngliches, das unendlich auffasst. Also die Intelligenz hat das Vermögen, entge-gengesetzte Dinge in einem Akte zu fassen, oder sie hat Einbildungskraft, ursprüngliche Synthesis des Mannigfaltigen. Das Aufgefasste ist nur entgegengesetzt, man kann mit dem Verstand unendlich teilen, aber es wird / doch aufgefasst; in sofern ist die Einbildungskraft produktiv.
____________________________________________________________
J. G. Fichte,  Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 202
 


Nota I. - Hier sind nun aus den ursprünglich angeschauten singulären Bildern schon Vor-stellungen geworden: Sie unterscheiden sich von der Anschauung eben dadurch, dass sie Mannigfaltiges vereinigen. Wenn sie dann auf sich reflektiert, gewahrt sie allerdings nur Verhältnisse. Aus denen schafft sie Begriffe. - Das ist Verstand in specie. (Nie vergessen: Begriffe sind, auch wenn sie noch so bestimmt ausgesprochen werden, keine Sachverhalte, sondern Denkwerkzeuge. Sie auseinanderhalten schafft selber keine Erkenntnis, sondern ist lediglich eine Übung in Scharfsicht.)
30. 9. 15

Nota II. - Wir Leser sind ja schon Teil der 'Reihe vernünftiger Wesen'. Unser reelles (tat-sächliches) Vorstellen geschieht ja (sofern es vernünftig geschieht) schon in Begriffen, und in denen sind Verhältnisse (von Mannigfaltigen) dargestellt. Es ist die Transzendentalphilo-sophie, die weiter sucht, was den Begriffen zu Grunde liegt, und "zuletzt",  am allerersten, allerletzten Grund muss sie auf etwas Ursprüngliches stoßen, "das unendlich auffasst" - das Auffassen selbst.
29. 6. 18
 
Nota III. - Das bedarf nochmals der Erläuterung. Das Denken, heißt es anderswo, geschähe eben nicht in Begriffen, sondern in einer Kaskade unfasslicher Bilder. Gemeint ist das Ein-bilden: die ursprüngliche Tätigkeit der Einbildungskraft. Dem Ich der Wissenschaftslehre, nämlich dem autonomen bürgerlichen Subjekt, ist das Reflektieren längst habituell gewor-den, es 'muss' sein Einbilden - als Eines - setzen und - als Einheit von Mannigfaltigem - be-stimmen; und dann ist sie ein Verhältnis von Mannigfaltigen zu einander. Dies alles ge-schieht nicht nach einander in der Zeit, sondern in einem Akt diesseits der Zeit, aber so, dass Dieses aus Jenem hervorgeht. Erst in dieser Einheit ist die Vorstellung eine und eine bestimmte.
JE,
19. 10. 18

Sonntag, 20. April 2025

Geltung und Wahrheit.

                           zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Wahr können Aussagen sein. Gegenstände können nicht wahr sein. Aussagen über Aussa-gen können wahr sein. Aussagen über Gegenstände können nicht wahr sein; Aussagen über Gegenstände können gelten.

Gegenstände sind; Gegenstände sind wirklich. Aussagen beruhen auf Voraussetzungen; sie werden als geltend vorausgesetzt. Eine Aussage gilt, sofern sie als Voraussetzung für eine Schlussfolgerung gesetzt wird - und die wiederum wird als geltend gesetzt, indem aus ihr ein Schluss gefolgert wird. 

Aussagen über Aussagen können gelten, indem aus ihnen Schlüsse gezogen werden. Aus-sagen, die wahr sind, können geltend gemacht werden, indem aus ihnen Schlüsse gezogen werden. Aussagen, aus denen keine Schlüsse gezogen werden, gelten nicht: nicht wozu, noch für wen. Der Wahrheit sieht man nicht an, ob sie gelten kann, denn von ihr hängt es nicht ab; sondern von dem, der Schlüsse zieht. Wahrheit ist und bleibt an und für sich.

Wahrsein ist esoterisch, Gelten ist projektiv.


Samstag, 19. April 2025

Denken ist, was immer es sonst...

                                                                               zu Philosophierungen

Denken ist, was immer es sonst auch sein mag, zuerst das Zuschreiben von Qualitäten an sinnliche Reize; das, was der Transzendentalphilosoph Fichte unter Anschauung versteht. 

'Der Mensch' ist nicht zum Teil sinnlich und zu einem andern Teil geistig. Schlicht und phä-nomenal aufgefasst ist jeder Mensch, was immer er sonst auch sein mag, zuerst ein (ein) Or-ganismus. Das Wort stammt daher, dass darin verschiedene Organe mit verschiedenen Funk-tionen so organisiert sind, dass sie fürs Überleben und die Fortpflanzung des Organismus zusammenwirken [als ob sie eins wären]. Man wird Organe und Funktionen einander zuweisen, um die Gesamtfunktion verstehen zu können - aber dazu muss man sie erst unterscheiden und individualisieren. 

Dass man danach dieses unter Intelligenz und jenes unter Physis gruppiert, wird später noch genügend Denkschwierigkeiten machen. Vollends unbegreiflich wird es aber, wenn man beide als zwei gleich ursprüngliche Einheiten auffasst, die erst nachträglich (wie und von wem?) kombiniert und einander koordiniert wurden. 

Wenn man die Dualität von Geist und Materie voraussetzt, wird man sie nicht nachträglich hinwegsophistizieren. Es gibt dafür allerding keinen denkökonomischen ("logischen") An-lass - von Gründen gar nicht zu reden.
4. 10. 21 

 

 

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Freitag, 18. April 2025

Öffentliche Verkehrsmittel.

passnownow                                                                  aus Philosophierungen

Erst in ihrer Fassung als Begriffe können die Vorstellungen zu einander in ein bestimmtes Verhältnis gesetzt werden.

Genauer gesagt: Das bestimmte Ins-Verhältnis-Setzen ist ihre Fassung als Begriffe.

*

Wie soll das anders möglich sein als im Verkehr?

10. 6. 15 

 


 

Donnerstag, 17. April 2025

...nichts als Verstand im Dienst der ästhetischen Urteilskraft.

Fischer-Technik                                              zu Philosophierungen

Der Verstand ergründet die Dinge und ihre Verhältnisse zueinander. Die Vernunft fragt, was ich unter ihnen zu suchen habe.
5. 12. 13

Zu dick aufgetragen? 
 
Vernunft ist die prädikative Qualität. Prädizieren heißt eine... na sagen wir: Eigenschaft zuschreiben. Eine Eigenschaft ist eine Washeit. Der Verstand erkennt Verhältnisse. Das Verhältnis, in dem ein Ding zu andern Dingen steht, kommt ihm nicht als ihm-eigen zu, sondern ist der Stituation geschuldet, in der es sich gemeinsam mit Anderm befindet. Was dem Ding als sein Eignes zukommt, ist eine Qualität. Qualitäten wahrnehmen und als Die-se setzen ist das ästhetische Vermögen. Es sucht nach Washeiten um ihrer selbst willen.
13. 2. 22


Kausalität ist Bedingung aller Erfahrung.

                                                           aus Philosophierungen ... geht es aber noch darum, den Begriff der Erfahrung un...