Donnerstag, 2. März 2023

Gott ist problematisch.

                                                                          aus  Philosophierungen

Die zunächst vorliegende Frage ist: Woher kommt uns dieser Begriff? Er ist kein hypo-thetischer Begriff, um irgend andere Sätze zu unterstützen, sondern er ist als für sich (ab-solut) bestehend gedacht, wiewohl doch auch nicht ausgesprochen, als ob dadurch ein solches Wesen existiere. Der Begriff ist problematisch. 
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Immanuel Kant, Opus Postumum, 1. Konvolut, S. 036


Nota I. -
 Der Begriff ist denkbar. (Was gedacht wird, ist Begriff.) Was wirklich ist, muss ich denken können. Nicht alles, was denkbar ist, ist wirklich. Der Vernunftmensch unter-scheidet das eine vom andern. Nicht das Wirkliche ist ein Problem (gr. Aufgabe), sondern der Begriff.

Wie kommen wir zu der Annahme, dass unsern Begriffen etwas entspricht, das auch da wäre, wenn wir es nicht begriffen? Das ist die Eingangsfrage der Wissenschaftslehre


Bleiben übrig die Begriffe, von denen ich nicht annehme, dass ihnen etwas Wirkliches entspricht. (Nicht gemeint sind Wahnideen: Der sie hat, wähnt, dass ihnen etwas Wirkli-ches entspricht. Der Vernünftige geht davon aus, dass sich das überprüfen lässt; das nennt er Kritik.) Begriffe, die lediglich denkbar sind, heißen NoumenaSie sind 'Grenzbegriffe von nur negativem Gebrauch'. Sie dienen dem Denken, die Grenzen des sinnlich Erfahr-baren zu ziehen; z. B. das 'Ding an sich'.

"Wenn wir unter Noumenon ein Ding verstehen, so fern es nicht Objekt unserer sinnli-chen Anschauung ist, indem wir von unserer Anschauungsart desselben abstrahieren: so ist dieses ein Noumenon im negativen Verstande. Verstehen wir aber darunter ein Objekt einer nichtsinnlichen Anschauung, so nehmen wir eine besondere Anschauungsart an, nämlich die intellektuelle, die aber nicht die unsrige ist, von welcher wir auch die Möglich-keit nicht einsehen können, und das wäre das Noumenon in positiver Bedeutung." I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, 
B 360

Was Kant unter intellektueller Anschauung versteht (bei Fichte bedeutet es ganz etwas anderes), wäre die Anschauungsweise Gottes selbst. 

 26. 9. 18


Nota II. - Kategorisch ist ein Satz, der unter allen Umständen gilt. Hypothetisch ist ein Satz, der möglicherweise gilt: Er muss erst noch geprüft werden. Problematisch ist ein Satz, der nur unter bestimmten Bedingungen gilt. Fichte benutzt das Wort in einem semantisch engeren Sinn: für einen Satz, dessen Bedingung vom erkennenden Subjekt erst selber noch ('actu') zu realisieren ist.

Ein Ding, das ich sinnlich wahrnehme, ist ein Phainomenon. Denke ich es ohne meine ode irgendjemandes Wahrnehmung und also an sich,  wird es zu einem Noumenon, frei-lich nur in dem negativen Sinn, dass ich es lediglich denken kann. 'Positiv' würde man sie nennen können, wenn sie von einer höheren Intelligenz angeschaut würden; doch davon könnten wir nichts wissen.
 JE,


Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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