programm.orf
aus Marxiana
Die Arbeit als solche,
in ihrer einfachen Bestimmtheit als zweckmäßige
produktive Thä-tigkeit, bezieht sich auf die Produktionsmittel, nicht in
deren gesellschaftlicher Formbe-stimmtheit, sondern in ihrer stofflichen
Substanz, als Material und Mittel der Arbeit, die sich ebenfalls nur
stofflich, als Gebrauchswerthe von einander unterscheiden, die Erde als
unproducirtes, die andren als producirte Arbeitsmittel.
Fällt also die Arbeit
mit der Lohnarbeit zusammen, so fällt auch die bestimmte
gesellschaft-liche Form, worin die Arbeitsbedingungen nun der Arbeit
gegenüberstehn, zusammen mit ihrem stofflichen Dasein. Die
Arbeitsmittel sind
dann als solche Kapital, und die Erde als solche ist Grundeigenthum. Die
formale Verselbständigung dieser Arbeitsbedingungen gegenüber der
Arbeit, die besondre Form dieser Verselbständigung, die sie
gegenüber der Lohnarbeit besitzen, ist dann eine von ihnen als Dingen,
als materiellen Produktionsbedin-gungen untrennbare Eigenschaft, ein
ihnen als Produktionselementen nothwendig zukom-mender, immanent
eingewachsener Charakter.
Ihr durch eine bestimmte Geschichtsepoche bestimmter socialer Charakter im kapitalisti-schen Produktionsproceß ist
ein ihnen naturgemäß, und sozusagen von Ewigkeit her, als Elementen
des Produktionsprocesses eingeborner dinglicher Charakter.
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K. Marx, Das Kapital III, MEGA II.15S. 800 [MEW 25, S. 833]
Nota.
- Arbeit ist kein Ding oder Sachverhalt, sondern eine Tätigkeit. Nicht
Kapital und Arbeit stehen sich auf dem Markt gegenüber, sondern
Kapitaleigner und Menschen, die nichts anderes zu verkaufen haben als
ihre Leistungskraft. Und das ist der springende Punkt: Der Arbeiter
vermietet für eine gewisse Zeit deren Gebrauch und Verbrauch, und der
Kapitaleigner erhält deren Produkt, das er seinerseits verkauft. Das,
was dazwischen liegt, nennt man arbeiten. 'Die Arbeit' gibt es nur als Begriff.
Das nennt man Verdinglichung.
Nachtrag.
Erfunden hat den Ausdruck Verdinglichung wohl Hegel. Allerdings im umgekehrten Sinne; nämlich so, als würden die Begriffe verdinglicht: aufgefasst als in Raum und Zeit wirkende Dinge; was für ihn, der sie als Stationen im Gang der Selbstbewegung des Geistes verstand, eine Profanierung war. Doch so hat der Ausdruck keine kritische Pointe und erscheint le-diglich als ein Rüffel gegen faules Denken.
Ein Denkfehler ist im Gegenteil, das Geschehende, statt als Tätigkeit, als Begriff zu fassen - wobei die Scheidung des phänomenal Gegebenen in Geist und Materie von vornherein un-terschoben ist. Daraus wird ein philosophisches Mysterium ersonnen, das in dialektischen Dunst gehüllt ist.
Es ist aber wirklich (sic) so, dass willkürliches Handeln nicht begriffen - durch Merkmale definiert -, sondern lediglich angeschaut werden kann. Das wahre Mysterium ist nicht von vornherein der pp. Gegensatz von Geist und Materie, sondern das Phänomen der Freiheit, das nur eine Ansicht des Wollens ist, und der Tritt erst in den Gesichtskrei dessen, der schon nicht mehr tut, sondern nachträglich reflektiert; alias längst in die Welt der Begriffe eingetaucht ist. Das lässt sich nur mit Beriffen nicht auflösen...
JE