Samstag, 25. Oktober 2025

Arbeit ist nicht das Wesen des Menschen.

                                                        aus Marxiana

Die Arbeit ist keine Naturbestimmung des Menschen, sondern eine historische, ist seine Selbst bestimmung - vollständig eben erst in der bürgerlichen Gesellschaft, wo die Men-schen wirklich alle ihre Lebensmittel erst produzieren müssen, ehe sie sie verzehren können, weil die Lebensmittel eben nicht mehr in der Natur einfach vorgefunden werden, Verzehr und Aneignung nicht mehr unmittelbar zusammenfallen. 

...weil "das große Magazin der Natur, die Erde" erschöpft wäre?! Nicht so sehr: vielmehr weil das Leben ein solches geworden ist, dass es bestimmterer Mittel bedarf - "viel" Arbeit, d. h. qualifiziertere, differenziertere, eben hochbestimmte -, die eine weitgehende Speziali-sierung (=Qualifikation) der Tätigkeit voraussetzen, d. h. Teilung der Arbeit - und diese macht den Tausch notwendig: Die Bestimmung des Menschen als schlechtin Arbeitender, allseitiger Produzent, homo faber, ist nicht bloß eine 'Idee' der bürgerlichen Gesellschaft - sie ist es gar nicht: der Teminus ist viel älter (?) -, sondern ihre reale Schöpfung: Erst die bürgerliche Gesellschaft, wenn man so will, die "industrielle" (was dasselbe ist) setzt die Arbeit als das Wesen des Menschen...

(nachdem er lange Zeit vor allem - aber dann immer weniger! - homo ludens gewesen ist)

"Die Setzung des Individuums als eines Arbeiters, in dieser Nacktheit, ist selbst historisches Produkt."
K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 379 [MEW 42, S. 375]  
Ende Okt. 85

 
 
 

Freitag, 24. Oktober 2025

Dass die Arbeit 'Quelle allen Reichtums' sei, ist die bürgerliche Idee par excellence.

  Hans Erni?                                                                                    zu Marxiana

Dass die Arbeit die Quelle allen Reichtums sei, ist die bürgerliche Idee par excellence, denn sie heißt nichts anderes als dass der Reichtum eo ipso "Wert" sei; er ist aber Gebrauchs-wert. 

Dem enspricht die Vorstellung, dass die Arbeit der Rechtsgrund des Eigentums sei ("For-mation"; vgl. Fichte gg. Rousseau); der ist aber die Okkupation, sonst nichts. Hat alles nur seinen Sinn als Polemik gegen die Grundrente, d. h. das Grundeigentum.  

Dass am Beginn der Arbeiterbewegung die "sozialistischen Ricardianer" die Polemik um-gedreht und gegen das Kapital gewendet haben, ist ebenso "normal", wie dass die franzö-sische Arbeiterbewegung  in ihrem Beginn auf die Ideen der franz. Revolution zurückge-griffen hat. ...
11. 4. 87

Der Mensch ist nicht 'an sich' Arbeiter. Das wird er erst in der Arbeitsgesellschaft - "auf den Begriff gebracht" in der Großen Industrie: der kapitalistischen Produktionsweise. 'An sich' ist der Mensch aber Konsument - unabhängig von der Gesellschaftsform, in der er lebt. Und als einem solchen geht es ihm um den Gebrauchswert der Dinge - ob sie nun Arbeits-produkte sind oder in Gottes freier Natur fix und fertig vorgefunden werden, wie etwa im Schlaraffenland.

Tauschwert hat ein Ding nur, sofern es Arbeitsprodukt ist - oder doch auf dem Markt mit Arbeitsprodukten konkurrieren muss: Ausschlaggebend ist, dass in der bürgerliche Gesell-schaft die Menschen nicht erst als Produzenten, sondern schon als Konsumenten auf den Markt angeweisen sind. Dort gilt allerdings das Naturprodukt dem Arbeitsprodukt gleich. Mit dem feinen Unterschied, dass ein Naturding genommen werden muss in der Qualität und Quantität, in der es vorgefunden wird; während ein Arbeitsprodukt nach Quantität und Qualität vermehrt werden kann - und ipso facto den Preis bestimmt.

Vom Standpunkt des Kapitalisten - Industriellen oder Kaufmann - ist das Ding vor allem andern Ware, und an der interessiert ihn der Tauschwert - nämlich soweit er höher ausfällt als die Produktionskosten; weil Arbeit Mehr wert abwirft.

Reichtum ist, stofflich betrachtet, Mannigfaltigkeit der Bedürfnisse; aber das Bedürfnis gilt dem Gebrauchswert. Ob er vom Baum gefallen ist, mit eigner Hand verfertigt oder einge-tauscht wurde, ist dem Bedürfnis gleichgültig.  

 

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Ich als System und Bürge der Wahrheit.


In der Wahrheit kommt sonach das Ich ungeteilt vor, gleichsam als ein System, wo aus einem alles andre notwendig folgt. 
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo,
 
S. 106
 

 
 
Nota.
Ichheit und Wahrheit sind hiernach Wechselbegriffe: Wo Gefühl und Anschauung zu syste-mischer Übereinkunft kommen - was sich freilich praktisch erweisen muss -, reden wir von Wahrheit, eigentlich: Wahrhaftigkeit; statt veritas sozusagen vericitas.
 
Und umgekehrt kann von Ichheit nur die Rede sein, wo "Übereinstimmung" gegeben ist; wo Gefühl und Anschauung 'jedes seinen eigenen Weg geht', ist das Ich gespalten, und also keines.
21. 10. 16

 

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Mittwoch, 22. Oktober 2025

Der Mensch ist von Natur weder sesshaft noch Eigentümer.

                                                                aus Marxiana 

In der ersten Form dieses Grundeigenthums – erscheint zunächst ein naturwüchsiges Ge meinwesen als erste Voraussetzung. Familie und die im Stamm erweiterte Familie, oder durch intermarriage zwischen Familien, oder Combination von Stämmen. 

Da wir annehmen können, daß das Hirtenwesen, überhaupt Wanderung die erste Form der Existenzweise, nicht daß der Stamm sich niederläßt auf einem bestimmten Sitz, sondern daß er abweidet, was er vorfindet – die Menschen sind nicht von Natur seßhaft (es müßte denn sein in so besonders fruchtbarer Naturumgebung, daß sie wie Affen auf einem Baum sitzen; sonst roaming, wie die wilden Thiere), so erscheint die Stammgemeinschaft, das na-türliche Gemeinwesen nicht als Resultat, sondern als Voraussetzung der gemeinschaftlichen Aneignung (temporären) und Benutzung des Bodens. 

Lassen sie sich endlich nieder, so wird es von verschiednen äusserlichen, klimatischen, geo-graphischen, physischen etc Bedingungen sowohl, wie von ihrer besondren Naturanlage etc abhängen – ihrem Stammcharacter –, wie mehr oder minder diese ursprüngliche Gemeins-chaft modificirt wird. Die naturwüchsige Stammgemeinschaft, oder wenn man will, das Heer-denwesen, ist die erste Voraussetzung – die Gemeinschaftlichkeit in Blut, Sprache, Sitten etc – der Aneignung der objektiven Bedingungen ihres Lebens, und der sich reproducirenden und ver/gegenständlichenden Thätigkeit desselben (Thätigkeit als Hirten, Jäger, Ackerbauer etc). 

Die Erde ist das grosse Laboratorium, das Arsenal, das sowohl das Arbeitsmittel, wie das Arbeitsmaterial liefert, wie den Sitz, die Basis des Gemeinwesens. Sie verhalten sich naiv zu derselben als dem Eigenthum des Gemeinwesens und des in der lebendigen Arbeit sich producirenden und reproducirenden Gemeinwesens. Jeder Einzelne verhält sich nur als Glied, als member dieses Gemeinwesens als Eigenthümer oder Besitzer. Die wirkliche An-eignung durch den Proceß der Arbeit geschieht unter diesen Voraussetzungen, die selbst nicht Product der Arbeit sind, sondern als ihre natürlichen oder göttlichen Voraussetzungen erscheinen. 
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K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 379f. [MEW 42, S. 376]      




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Dienstag, 21. Oktober 2025

Hysteron proteron, oder Die ursprüngliche Synthesis.

timewgod                         zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Der Grund der Unmöglichkeit, das Selbstbewusstsein zu erklären, ohne es immer als schon vorhanden vorauszusetzen, lag darin, dass, um seine Wirksamkeit setzen zu können, das Subjekt des Selbstbewusstseins immer schon vorher ein Objekt, bloß als solches, gesetzt haben musste: und wir sonach immer aus dem Momente, in welchem wir den Faden an-knüpfen wollten, zu einem vorigen getrieben wurden, wo er schon angeknüpft sein musste. 

Dieser Grund muss gehoben werden. Er ist aber nur so zu heben, dass angenommen wer-de, die Wirksamkeit des Subjektes sei mit dem Objekte in einem Moment synthetisch ver-einigt: Die Wirksamkeit des Subjekts sei selbst das wahrgenommene und begriffene Objekt, das Objekt sei kein anderes, als diese Wirksamkeit des Subjekts, und so seien beide dasselbe.

Nur von einer solchen Synthesis würden wir nicht weiter zu einer vorhergehenden getrie-ben; sie allein enthielte alles, was das Selbstbewusstsein bedingt, in sich, und gäbe einen Punkt, an welchen der Faden des Selbstbewusstseins sich anknüpfen ließe. Nur unter dieser Bedingung ist das Selbstbewusstsein möglich. ...

Es ist die Frage nur, was denn die aufgestellte Synthesis bedeuten möge, was sich darunter verstehen lasse, und wie das in ihr Geforderte möglich sein werde. Wir haben sonach von jetzt an das Gefundene nur noch zu analysieren.

Es scheint, dass die vorgenommene Synthesis statt der Unbegreiflichkeit, die sie heben wollte, uns einen vollkommenen Widerspruch zumutet.
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J. G. Fichte, Grundlage des Naturrechts..., SW III, S. 31f. 


Nota I. - Aber freilich ist nicht der Akt der Selbstbewusstwerdung selber eine Synthesis von zwei vorher Getrennten. Er ist ein Akt. Doch als solcher kommt er im Bewusstsein nicht vor. Im Bewusstsein kommt sein Ergebnis vor: die Entgegensetzung von Ich und Nicht-Ich. In der Vorstellung müssen wir sie nachträglich 'synthetisieren': und so kommt uns das Zweite als das Erste vor. Von nichts anderm als von Vorstellungen aber handelt die Trans-zendentalphilosophie. Die Vorstellung stellt sich sich selber vor. Da steht alles auf dem Kopf.
15. 10. 17

Nota II. - Das Ich findet sich, sobald es sich setzt, vor als sich-selbst voraus gesetzt: Das ist dieselbe Denkfigur, rückwärts betrachtet. - Die Philosophie hat nur mit dem zu tun, was in unserer Vorstellung vorkommt. Das Setzen meiner kommt in meiner Voratellung nicht vor und kann darin nicht vorkommen, weil mein Vorstellen nicht begonnen hat, bevor ich 'mich gesetzt' habe. Sobald ich mit dem Vorstellen beginnen kann, bin ich schon einer der beiden 'Getrennten'. Und doch muss ich mir vorstellen, dass ich schon 'da' war, bevor ich mich ge-setzt habe, denn wer anders könnte mich sonst gesetzt haben? Und gesetzt bin ich, so finde ich mich vor. 

Indes, was 'mich gesetzt' hat, war nicht 'ich', sondern der Akt des Setzens selbst. Subjekt und Objekt fallen erst auseinander, wenn der Satz gesagt ist. Das ursprünglich Reale der Wissenschaftslehre sind nicht Seiende, sondern Handlungen im Moment ihres Geschehens. Ich habe es darum gelegentlich riskiert, sie eine aktualistische Fundamentalontologie zu nennen.
26. 2. 19 

Nota III. -  Es ist immer das Problem der Duplizität der Ansicht: Der eine tut, der andere sieht zu. Der Zuschauer sieht mehr als der Täter - nämlich die vollzogene Synthesis; denn er ist es, der hier schreibt. Dem Leser aber werden beide Ansichten zugleich zugemutet.
 JE   

 

Montag, 20. Oktober 2025

Ursprünglich bestimmt die Mühsal den Tauschwert.

photaq                                                         zu Marxiana 

Zunächst war im 'Tauschwert' nur die - höchst subjektiv geschätzte - Mühsal dargestellt, die es den Verkäufer gekostet hatte, sich die Ware 'anzueignen'; erst wenn die Artbeit selbst all-gemein veräußerlich geworden, kann sie selbst als solche "Substanz" des Tauschwerts wer-den; indem die Zeit ein exaktes Maß hat: denn sie wird zeit weise verkauft und verbraucht; erst wenn der Tauschwert ein exaktes, d. h. objektives Maß gefunden hat, kann sich der Austausch verallgemeinern; weil sich der Austausch tatsächlich verallgemeinert hat und die Arbeit selbst zu erfassen begann, war ein exaktes, objektives (exakt, objektiv = allgemein) Maß erforderlich.
8. 12. 86
 
 

Sonntag, 19. Oktober 2025

System ist nur als Vorstellung möglich.

  zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Gegenstand von Kants Kritik 1° ist das Befriffssystem von Wolff-Baumgarten nach Leib-niz. Doch nicht, dass es System war, wird kritisiert, sondern dass es in Begriffen besteht. 

Allerdings kann ein gedankliches System nur in Begriffen dargestellt werden: so, als würde jeder Begriff durch alle andern bestimmt. Dann könnte es allerdings nur dasein, aber nie-mals entstanden sein. Oder anders - System könnte es nur sein, wenn alle Begriffe gleich-zeitig auf einmal da wären. Aus einem Begriff kann nur herausgelesen werden, was schon in ihm drinsteckt - analytisch. Etwas hervorbringen kann er nicht. Im Begriffssystem kann es kein Zentrum geben: keinen Punkt, aus dem das andere folgt 

In Begriffen kann ein System als solches nur vorgegeben sein; nicht aber aus Prämissen folgen. Unter den Begriffen kann es logisch keinen geben, der den andern vorausgesetzt wäre - sie sind alle miteinander da auf einen Schlag; oder nicht - und es gäbe kein System.

Mit den Vostellungen ist es anders. Sie haben einen sachlichen Ursprung, der ihnen allen voausgesetzt ist: den Vorstellenden. Der ist kein datum, sondern ein factor. Er begründet das System, weil er außerhalb seiner steht. Das macht ihn problematisch, aber anders kann ein System nicht begründet sein.

Und so ist das System als ein solches problematisch: Nur wenn es als Ganzes stimmt, kön-nen seine Elemente gelten. Und es hat den Nachteil, dass  es nicht an und für sich, sondern nur für jemanden gilt. Wer sich dort hineinbegibt, bleibt für jeden Schritt selbst verantwort-lich; und es bleibt offen, ob nicht ein weiterer Schritt zu einem Ergebnis führt, das alles Vorausgegangene desavouiert.

Man könnte meinen, dass die moderne Aversion gegen alles Systematische auf der Furcht vor dieser Unsicherheit beruht. Oder ist es doch bloß Faulheit des Vorstellens? 
JE  

 

Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

Samstag, 18. Oktober 2025

Atheist war er nicht.

                            zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Unseren Vorstellungen von Gott, Sittlichkeit, Recht pp. kommt eben sowohl objektive Gültigkeit zu wie unseren Vorstellungen von der Welt. Beiderlei gründet sich auf Gefühle. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass die Vorstellungen der Welt auf ein Gefühl unserer Beschränktheit, die von Gott pp. auf ein Gefühl unseres Strebens gründen.

Auf die Vorstellungen der Welt muss jeder reflektieren, so gewiss er ist, aber die Vorstellun-gen von einem Gott setzen schon moralische Bildung voraus.

/ Die Weltvorstellungen werden durch alle Vernunftgesetze bestimmt, aber nicht die von Gott. Gott kann man nicht bestimmem, man kann ihn nur anschauen. Von Gott gibts kei-nen Begriff, sondern nur eine Idee.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo,
 
106f. 

 

Nota. - Kant hatte die Objektivität der Welt in der apriorischen Anschauung vom Raum begründet, Fichte gründet sie unmittelbar im Ich. Kant konnte die Objektivität der Gottes-vorstellung nicht im Raum begründen, Fichte will sie wiederum unmittelbar im Ich begrün-den: im Gefühl des Strebens. Doch im Gefühl des Strebens kann er lediglich die Idee eines Zwecks-überhaupt, Zwecks der Zwecke, eines absoluten Wozu usw. begründen, die qua Idee ein bloßes Noumenon, eine Fiktion darstellt, von der 'gar nicht vorgegeben wird, dass ihr etwas Wirkliches entspreche'. 

Er will aber auf die Vorstellung Gottes als ein Bild des Sittengesetzes hinaus. Da müsste zur Objektivität der Idee vom Zweck-an-sich noch etwas Subjektives hinzutreten, das nicht not-wendig, sondern willkürlich wäre; er sagt es selbst: eine "moralische Bildung". - Seine Argu-mentation wäre schlüssiger geblieben, wenn er auf diesen Beisatz verzichtet hätte.
JE 22. 10. 16


Freitag, 17. Oktober 2025

Willen und Gefühl sind gleich ursprünglich.

 Quasare                            zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Der Wille ist ein absolutes Erstes, seiner Form nach durch nichts Bedingtes. Es ist ebenso wie mit dem Gefühl, dem ebenfalls, weil es ein unmittelbares ist, nichts vorschwebt, was man wegdenken könnte.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo,
  S. 124 


Nota. I - Zwei Absoluta? Absolut heißt nicht einzig - sondern nur unabhängig von und unbe-dingt durch Anderes. Auch 'nebeneinander' sind sie nur für einen Betrachter, 'an sich' wären sie allerdings einzig - wenn sie wären: Doch wie alle Noumena 'sind' sie nicht, sondern gel-ten nur für einen, der sie denkt oder fühlt. Das ist kein Abrakadabra, sondern strenggenom-men muss man es so ausdrücken, um spitzfindigen Einwänden zuvorzukommen.

Oder so: Was nebeneinander ist, ist im Raum. Doch Noumena sind nicht in Raum und Zeit, sie sind nicht von dieser oder einen andern Welt, sie werden nur gedacht. In der Welt gibt es nichts Absolutes; auch die Lichtgeschwindigkeit ist nicht von sich aus Maß für irgendwas, sondern wird als Maßstab genommen. Für uns ist sie nur absolut, weil sie gleichbleibt und wir sie nicht beeinflussen können. Das Licht können wir beeinflussen: Seine Geschwindig-keit ist ein Abstraktum.
 

Nota II. - Gleich ursprünglich? Aber ja, ihr Ursprung ist nichts anderes als das unmittelbare Bewusstsein. Erst in der Reflexion unterscheidet 'das Ich' zwischen dem einen und dem an-dern. Das ist das Bewusstein in specie. Nämlich das mittelbare Bewusstsein meines Ich von meinem unmittelbaren Bewusstsein.
JE 

 

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Das unmittelbare Bewusstsein.

 istock                                                     zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

...Wesen des freien Wesens. Es fängt von einem freien Handeln an, welchem gar kein Be-wusstsein vorausgeht. Dieses freie Handeln wird Gegenstand des Bewusstseins und kann hinterher als Produkt der Freiheit ange/sehen werden.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo,
 S. 107f.

 

Es bestimmt sich, aber indem es sich bestimmt, hat es sich schon; das sich Bestimmen soll, muss sich selbst haben, und was sich selbst hat, ist eine Intelligenz.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo,
 S. 52 


Die reale Tätigkeit bestimmt sich zum Handeln, und diese ist nicht anschaubar, sie ist nicht Etwas, nicht teilbar, sie ist absolut einfach. Das sonach, wozu sich das Ich durch Selbstaf-fektion bestimmt, müsste anschaubar sein, das Handeln. Dies aber ist nicht möglich, wenn im Handeln der praktischen Tätigkeit die Freiheit nicht gebunden ist. Aber aufgehoben darf sie nicht werden, Tätigkeit muss sie sein und bleiben, sie müsste gebunden und auch nicht gebunden sein, beides müsste stattfinden. 
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo,
  S. 58


 
Alles Bewusstsein geht aus von dem oben angezeigten unmittelbare Bewusstsein (§1). Das durch und in diesem Bewusstsein sich selbst Setzende A ist eine von uns, die wir philoso-phieren, mit Freiheit der Willkür hervorgebrachte Repräsentation des unmittelbaren Be-wusstseins. (Das unmittelbare Bewusstsein ist in allem Bewusstsein das Bewusstseiende, aber nicht das, dessen man sich bewusst ist, das Auge sieht hier das Sehen des Auges). Die Repräsentation brachten wir hervor mit Willkür. Wir hätten auch von etwas anderem reden können; so haben wir zur Seite liegen lassen, ob es nicht in anderer Rücksicht mit Notwen-digkeit repräsentiert werden könne. – Diese A, dieses Zuschauen des sich Setzens, ist An-schauung, und zwar innere, intellektuelle Anschauung. –
_____________________________________________ 
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo,
  S. 39f.

 

Unvermerkt haben wir das oben Angezeigte; nämlich das unmittelbare Bewusstsein ist gar kein Bewusstsein, es ist ein dumpfes sich selbst Setzen, aus dem nichts herausgeht; eine An-schauung, ohne dass angeschaut würde. Die Frage, wie kommt das Ich dazu, aus dem un-mittelbaren Bewusstsein herauszugehen und sich das Bewusstsein zu bilden, ist hier beant-wortet. Soll das Ich sein, so muss das unmittelbare Bewusstsein wieder gesetzt werden durch absolute Freiheit. Dieses vor sich Hinstellen durch absolute Freiheit ist frei; aber unter der Bedingung, dass das Ich sein soll, ists notwendig.
_____________________________________________  
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 49  

 

Alles Bewusstseyn ist bedingt durch das unmittelbare Bewusstseyn unserer selbst.
__________________________________________________________________
J. G. Fichte, Versuch einere neuen Darstellung der Wissenschaftslehre,
Überschrift zum Ersten Kapitel; SW Bd. I, S. 522


 

Nota I. - Dies nur, um zu erinnern: So transzendental das abolute Ich auch sei - wenn überhaupt, kommt es nur durch ein Handeln wirklich lebender menschlicher Individuen zustande. Elementarer ist nichts.
30. 3. 14.

Nota II. - Ausgangspunkt des tatsächlichen Bewusstseins - nicht der Wissenschaftslehre! - ist das Faktum des unmittelbaren Bewusstseins meiner selbst. Es ist gegeben vor aller Reflexion. "Das unmittelbare Bewusstsein ist gar kein Bewusstsein, es ist ein dumpfes sich selbst Setzen, aus dem nichts herausgeht; eine Anschauung, ohne dass angeschaut würde." Nova methodo, S. 49 

'Die Frage, wie kommt das Ich dazu, aus dem unmittelbaren Bewusstsein herauszugehen und sich das Bewusstsein zu bilden', stellt sich dem realen Individuum nicht, sondern nur dem Philosophen: "Soll das Ich sein, so muss das unmittelbare Bewusstsein wieder gesetzt werden durch absolute Freiheit. Dieses vor sich Hinstellen durch absolute Freiheit ist frei; aber unter der Bedingung, dass das Ich sein soll, ists notwendig." ebd. Hat ein Ich sich als ein solches gesetzt, so durch Anschauung des 'unmittelbaren Bewusstseins'. "Das Ideale ist das Subjektive beim Praktischen, das dem Praktischen Zusehende, und da für das Ich nur etwas ist, in wie fern es zusieht, so ist auch nur durch die ideale Tätigkeit etwas für das Ich da." ebd

Das 'unmittelbare Bewusstsein meiner selbst' ist ein Faktum, gesetzt durch reale Tätigkeit, und also noch kein Bewusst sein. Dazu wird es durch die ideale Tätigkeit des Anschauens.

('Das Praktische', nämlich Tätigkeit, ist der alleinige Gegenstand der Wissenschaftslehre: für sie ist es Objekt und objektiv, und insofern ist es 'real'. Sofern 'das Praktische' sich selbst zusieht, wird es 'ideal' und subjektiv.)
19. 9. 18

Nota III. - Zu einem Bewusstsein wird das Wahrnehmen eines Mannigfaltigen, indem das Wahrnehmende sich absolute Freiheit als dessen Produzent zuschreibt.
 
Das unmittelbare Bewusstsein ist das schlechterdings Bestimmbare: Es ist ebenso das, was unmittelbar ist, wie das, was unmittelbar ist; es ist Machen. Ich kann nur dieses oder jenes machen. Ohne Bestimmen kommt ein Handeln nicht 'zu Stande'. Bestimmen ist der Akt der Freiheit. Das philosophisch-neurophysiologische Vexierstück lässt sich so formulieren: Gibt es ein Übergehen vom Bestimmbaren zur Bestimmten? - Die Frage beantwortet sich selbst. Da überschneiden sich transzendentale Sichtweise und reelle Bewusstseinspsycholo-gie: Das dumpfe sich-selbst-Setzen in der Anschauung des originären Akts ist nicht selbst schon Bewusstsein, sondern ebenso dessen Bedingung wie sein primärer Gegenstand: in Doppelheit. Wie ich immer wieder sage: Grundlage der Transzendentalphilosophie ist Faktisches; freilich in äußerster Abstraktion betrachtet.
im Juni 2017 
 
 
 

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Grundeigentum ist Okkupation - nicht individuell, sondern durch die Gemeinschaft.

Magyarische Landnahme unter Arpad;     zu Marxiana 

Worauf es hier eigentlich ankommt, ist dieß: In allen diesen Formen, worin Grundeigen-thum und Agricultur die Basis der ökonomischen Ordnung bilden, und daher die Produc-tion von Gebrauchswerthen ökonomischer Zweck ist, die Reproduction des Individuums in den bestimmten Verhältnissen zu seiner Gemeinde, in denen es deren Basis bildet – ist vor-handen: 1) Aneignung, nicht durch Arbeit, sondern als der Arbeit vorausgesezt, der natürli-chen Bedingung der Arbeit, der Erde als des ursprünglichen Arbeitsinstruments sowohl, Laboratoriums, wie Behälters der Rohstoffe. 

Das Individuum verhält sich einfach zu den objektiven Bedingungen der Arbeit als den seinen; zu ihnen als der unorganischen Natur seiner Subjektivität, worin diese sich selbst realisirt; die Hauptobjektive Bedingung der Arbeit erscheint nicht selbst als Product der Arbeit, sondern findet sich vor als Natur; auf der einen Seite das lebendige Individuum, auf der andren die Erde, als die objektive Bedingung seiner Reproduction; 

2) aber dieses Verhalten zu dem Grund und Boden, zur Erde, als dem Eigenthum des arbeitenden In/dividuums – welches daher von vorn herein nicht als blos arbeitendes Individuum erscheint, in dieser Abstraction, sondern im Eigenthum an der Erde eine objektive Existenzweise hat, die seiner Thätigkeit vorausgesezt ist, und nicht als deren bloses Resultat erscheint, und ebenso eine Voraussetzung seiner Thätigkeit ist, wie seine Haut oder seine Sinnesorgane, die er zwar auch im Lebensprocess reproducirt, und ent-wickelt etc, die aber diesem Reproductionsprozeß seinerseits vorausgesezt sind – ist sofort vermittelt durch das naturwüchsige, mehr oder minder historisch entwickelte, und modifi-cirte Dasein des Individuums als Mitglieds einer Gemeinde – sein naturwüchsiges Dasein als Glied eines Stammes etc. 

Ein isolirtes Individuum könnte so wenig Eigenthum haben am Grund und Boden, wie sprechen. Es könnte allerdings an ihm als der Substanz zehren, wie die Thiere thun. Das Verhalten zur Erde als Eigenthum ist immer vermittelt durch die Occupation, friedliche oder gewaltsame, von Grund und Boden durch den Stamm, die Gemeinde in irgendeiner mehr oder minder naturwüchsigen, oder schon historisch entwickeltern Form. Das Indivi-duum kann hier nie in der Punktualität auftreten, in der es als bloser freier Arbeiter er-scheint. 
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K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 389f. [MEW 42, S. 393]

 

Nota. - Das Kapital ist aus dem feudalen Grundeigentum hervorgegangen: historisch-faktisch aus der Vertreibung des Landvolks vom Boden - einer En teignung. Dadurch un-terscheidet sich kapitalistische Industiearbeit von vorkapitalistischer Landarbeit, dass der Produzent nicht mehr sein Produkt zum Tausch feilbietet, sondern seine Produktivkraft selbst. Es ist nichtmehr Produktion von Gebrauchswert selbst, sondern Gebrauchswert nur, sofern er zuvor Tauschwert gewesen ist. Das betrifft nicht die Naturalform des Produkts, sondern seine gesellschaftliche Bestimmung als Ware; also die Aneignungweise. 

Solange Arbeit erst Setzung von Gebrauchswert war, war ihre Bestimmung als Formation naheliegend; zu naheliegend: Die Aneignung des Bodens durch den einen oder die andern war der formierenden Tätigkeit sachlich vorausgesetzt und sie bestimmend. In zunehmend industrieller Arbeit, die prima facie Tauschwert produziert, entfällt auch dies.

Der ältere Rousseau konnte das nicht ahnen, der jüngere Fichte hat es geahnt. Sein Projekt eines Geschlossenen Handelsstaats beruht darauf, dass jedem Produzenten die Mittel be-reitstehen sollten, seine Arbeitskraft in austauschbaren Produkten zu realisieren.
JE 

 

Arbeit ist nicht das Wesen des Menschen.

                                                         aus Marxiana Die Arbeit ist keine Naturbestimmung des Menschen, sondern eine histo...